Dienstag, 24. Juni 2025

SED-Opfer-Beauftragte, Jahresbericht 2024 und 2025: ein Vergleich

Frau Evelyn Zupke ist die derzeitige Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Wir sind ihr für ihre Arbeit sehr dankbar. Wie auch schon 2024 hat sie 2025 wieder einen Jahresbericht an den Bundestag geschrieben. In diesen Berichten beschäftigt sich jeweils ein Abschnitt besonders mit Wochenkrippen.

Hier ist ein detaillierter Vergleich der beiden Abschnitte (4.10 und 2.9) zu Wochenkrippen in der DDR in den Jahresberichten an den Bundestag 2024 und 2025, mit Fokus auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden:
 

Gemeinsamkeiten: 

1.  Kernaussagen zur DDR-Praxis:

  •     Beide nennen die hohe Zahl betroffener Kinder (mehrere 100.000).
  •     Sie beschreiben das System: Betreuung von Montag bis Freitag/Samstag inkl. Übernachtung.
  •     Sie unterscheiden zwischen Wochenkrippen (6 Wochen - 3 Jahre) und Wochenheimen (3-6 Jahre).
  •     Sie nennen den Höchststand an Plätzen 1960 (~40.000) und den Rückgang bis 1989 (8.400).
  •     Sie identifizieren dieselben staatlichen Motive: ökonomische Arbeitskräftegewinnung (v.a. Frauen), Gleichstellung der Frau, sozialistische Erziehung.
  •     Beide erwähnen die früh bekannten negativen Folgen (Entwicklungsverzögerungen, höhere Krankheitsraten), insbesondere die tschechischen Studien der 1960er mit dem Begriff "psychische Deprivation".
  •     Beide heben hervor, dass andere sozialistische Länder daraufhin Wochenkrippen reduzierten die DDR sie aber weiter ausbaute und die Folgen bewusst in Kauf nahm.
  •     Beide berichten von gesundheitlichen Langzeitfolgen bei Betroffenen (Bindungsstörungen, Depressionen, psychische Zusammenbrüche).

2.  Aktuelle Forschung:

3.  Rechtliche Einordnung & Betroffeneninitiativen:

  •     Beide stellen klar, dass die Unterbringung nach aktueller Rechtslage nicht als entschädigungsfähiges Unrecht gilt.
  •     Beide erwähnen den Verein Wochenkinder e.V. als wichtige Anlaufstelle und Netzwerk für Betroffene.
  •     Beide nennen die Rolle der SED-Opferbeauftragten im Austausch mit Betroffenen und deren Unterstützung für das Thema.

Unterschiede: 

Ausgangspunkt und Fokus: 

2024 Ausstellung "Abgegeben" in Rostock (März 2023) und das begleitende Symposium als Ausgangspunkt. Stark auf die Betroffenenperspektive und -leid fokussiert. 

2025 Bericht der SED-Opferbeauftragten als Ausgangspunkt (Verweis auf vorherigen Jahresbericht). Fokus liegt auf struktureller Aufarbeitung und politische Handlungsoptionen. 

Betroffenenstimmen:

2024 Sehr ausführlich: Probleme der Anerkennung (Familienaussagen, Erzieherinnen), Kampf gegen "Mythos des gelungenen Krippensystems", konkreter Wunsch nach Entschädigung, Schilderung der Schwierigkeit, darüber zu sprechen.

2025 Weniger detailliert. Keine direkten Zitate oder konkreten Schilderungen der Anerkennungsproblematik. Keine explizite Erwähnung des Entschädigungswunsches. 

Aktuelle Ereignisse:

2024 Ausführlich: Gespräch von Betroffenen mit SED-Opferbeauftragter im Bundestag, konkrete Arbeit des Vereins Wochenkinder (6 Selbsthilfegruppen, Internetportal mit interaktiver Karte, Veranstaltungen)

2025 Kürzer: Arbeit des Vereins wird genannt, aber weniger detailliert. Zusätzliche Initiative: Erwähnung des Instagram-Kanals "Wir in Ost und West" (@wir_in_ost_und_west) als weitere Plattform. Ankündigung der Teilnahme der Bundesbeauftragten an der Ausstellungseröffnung "Abgegeben" in Hennigsdorf

Forschungsergebnisse (Rostock/Dresden):

2024  Werden vorgestellt, aber weniger systematisch gegenübergestellt. Rostock-Ergebnisse inkl. therapeutischer Empfehlung.    

2025  Systematischer Vergleich der Ergebnisse und klare Schlussfolgerung zum Forschungsbedarf ("vertiefende Forschung... notwendig"). Direkter Bezug zu möglichen politischen Konsequenzen ("Grundlage für... politischen Handlungsbedarfen"). 

Rolle der SED-Opferbeauftragten:

2024 Wird als Unterstützerin der Betroffenen und des Vereins dargestellt.    

2025 Stärkerer Fokus auf ihre analytische und politische Rolle: Notwendigkeit vertiefter Auseinandersetzung, Bewertung der Forschungslücken, mögliche Ableitung politischen Handlungsbedarfs.

Samstag, 24. Mai 2025

Dresdner Wochenkinder: News 2/2025

Liebe Wokis,

mit frischer Inspiration und spannenden Impulsen gehen wir in die warme Jahreszeit. Es gibt wieder neue Blogbeiträge, Termine zum Vormerken, Mitmach-Aktionen und Lesetipps – also: Lesenswert und Mitmachenswert!

Lesenswert! Neue Blog-Einträge

  • Rückblick aufs Selbsthilfegruppen-Ttreffen (17.05.25): Einblicke in persönliche Entwicklungen, gemeinsame Ressourcen und eine Portion gegenseitiger Ermutigung: Zum Beitrag

  • Übers „Aussöhnen"  und zu "Blockierenden Glaubenssätzen“ – Zusammenfassung zweier ZOOM-Treffen Zum Beitrag

  • „Was würde mein Körper sagen, wenn er sprechen könnte?“ Nachdenkliches und Bewegendes aus der Selbsthilfeakademie Sachsen. Zum Beitrag

Herzliche Einladung zu unseren nächsten Treffen

  •  Kreativgruppe "WG 6" 6. Juni,  Woki-Stammtisch: 18. Juni;  ZOOM-Treffen "Wochenkinder Sachsen": 26. Juni,  Selbsthilfegruppen-Treffen: 19. Juli.  Alle Infos hier

Wir fragen Euch!

Unsere SommerchallengeWas wolltet Ihr schon immer mal im Blog lesen – oder selbst schreiben? 

Macht mit bei unserer ersten eigenen Blog-Umfrage. Wir laden herzlich dazu ein, die nächsten Beiträge zu gestalten! Weiterlesen hier

Gut vernetzt & öffentlich sichtbar

Gemeinsam mit der Digitalen Selbsthilfekontaktstelle (DISEKO) entwickeln wir in der "Kreativgruppe WG 6" derzeit neue digitale Formate. .Weiterlesen hier

Aktuelles vom Wochenkinder e.V. 

  • Vernissage „Abgegeben“ – ab 18. Juli Ausstellung in Heinersdorf  Zur Ankündigung

  • Mitmachen! Interviewpartner*innen gesucht für Masterarbeit Details & Kontakt

  • Wer kommt mit zur Finissage mit Lesung in Dresden? Ausstellung von Holger Siemann: "Geliebt Gemalt Gegessen" bis 12. Juni in der "Alten Feuerwache": Zur Einladung

  • Moderatorenteffen – Am 19.9-21.9.2025 wird im Ringhotel Schorfheide ein Treffen der Moderatoren der Wochenkinder-SHGs stattfinden. Wer aus der SHG "Dresdner Wochenkinder" eventuell noch daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte über das Kontaktformular rechts unten.

Neue Studie über Depressionen und bipolare Störung

Die TU Dresden macht, zusammen mit anderen Unis, eine neue Studie über Depressionen und bipolare Störung. Wenn euch das anspricht, findet hier hier den Link zur Teilnahme.

EXTRA: Audio- & Literaturtipps des Monats

  • Interview: Verena König trifft Stefanie Stahl: Inspirierender Austausch über Resilienz und Veränderung: Jetzt anhören

    Weitere Tipps hier

  • Buchempfehlung: Stefanie Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden“ – ein einfühlsamer Klassiker, der vielen Wochenkindern aus der Seele spricht. 

    Weitere Tipps hier

Für Rückfragen, Ideen oder neue Impulse schreibt uns gern (ins Kontaktformular).

Herzlich,

Euer BLOG-Team der  Dresdner Wochenkinder, Mona, Cornelia & Rico.

Wir fragen Euch! Reflexionen ehemaliger Wochenkinder

Liebe ehemalige Wochenkinder,

wir fragen Euch – und laden herzlich ein zur "Sommerschreib- Blogwerkstatt 2025"!

Was wolltet Ihr in unserem "Dresdner Wochenkinder Blog" lesen – oder vielleicht selbst schreiben?

Ob kurze Erinnerung, Gedanke, Zitat, Bild oder ganze Geschichte – alles ist willkommen!

Wir möchten über den Sommer gemeinsam sammeln, was es für Euch bedeutet (hat), ein „Wochenkind“ zu sein – oder gewesen zu sein. Eure Beiträge sollen im Blog sichtbar werden und anderen Mut machen, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Habt Ihr Lust mitzumachen?

Vielleicht geben Euch diese Fragen eine kleine Anregung – ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Gab es Menschen oder Momente in der Wochenkrippe, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

  • Was hat diese Zeit vielleicht bis heute in dir hinterlassen – in Beziehungen, im Alltag oder im Inneren?

  • Wie reagieren andere, wenn du von deiner Zeit als Wochenkind erzählst – und wie erklärst du sie selbst?

  • Was würdest du heutigen Eltern oder Betreuer:innen mit auf den Weg geben wollen?

  • Welche Dinge haben Euch auf dem Weg der Heilung und Erkenntnis geholfen und weitergebracht?

Es muss kein langer Text sein. Auch ein einzelner Satz, ein Bild mit Bildunterschrift, ein Zitat oder ein Tagebuchauszug an: dresden@wochenkinder.de sind wertvoll.

Einsendeschluss ist der 1. September 2025. Danach stellen wir eine Auswahl der Beiträge auf unserem Blog vor – gern auch anonym, wenn Ihr das wünscht.

Wir freuen uns auf Eure Stimmen, Erinnerungen und Perspektiven!

Mit herzlichen Grüßen

Euer Blog-Redaktionsteam der Dresdner Wochenkinder, Rico, Mona & Cornelia 

Kreativgruppe "WG 6", 04.04.2025

Zusammenarbeit mit jungagiert e.V. und der DISEKO

Wir freuen uns sehr, Euch von einer neuen Kooperation zu berichten, die uns besonders am Herzen liegt:

Seit Herbst letzten Jahres sind wir mit dem Team von jungagiert e.V. und der Digitalen Selbsthilfekontaktstelle – kurz: DISEKO – im intensiven Austausch. 

            Wer ist jungagiert e.V.?

jungagiert e.V. ist ein Verein mit Sitz in Dresden, der sich für junges Engagement, Selbsthilfe und gesellschaftliche Teilhabe stark macht. Mit kreativen Projekten, Bildungsangeboten und digitaler Unterstützung begleitet jungagiert vor allem junge Menschen dabei, ihre eigenen Themen zu finden, sichtbar zu machen und gemeinsam aktiv zu werden. Dabei entstehen Räume für Austausch, Mitgestaltung und neue Formen von Selbsthilfe – offline und online. Weitere Infos hier

            Was ist die DISEKO?

Die DISEKO unterstützt Selbsthilfegruppen, Initiativen und Einzelpersonen dabei, ihre Themen auch digital sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern vor allem um Beteiligung, Empowerment und kreative Ausdrucksformen. Das Fachteam der DISEKO moderiert neue Entwicklungen und berät zu Plattformen, auf denen junge Menschen ihre Perspektiven, Geschichten und Fragen teilen können. Weitere Infos hier

Unser erstes gemeinsames Projekt: Ein Beitrag auf der DISEKO-Website

Bei unserem letzten Kreativtreffen am 4. April haben wir direkt losgelegt – mit Erfolg: Eine erste Darstellung unserer Selbsthilfearbeit findet Ihr jetzt schon auf der Inspirationsseite der DISEKOZur Veröffentlichung auf diseko.de

Weitere Schritte? Wir werden Teil der digitalen Wanderausstellung der Selbsthilfe!

Als nächstes freuen wir uns auf die Beteiligung an der digitalen Wanderausstellung, die DISEKO derzeit entwickelt. Sie trägt den Titel „Selbsthilfe bewegt - Geschichten des Miteinanders“ und stellt in erster Linie junge Engagierte, besondere Lebenswege und Selbsthilfeinitiativen vor. In Form von Einzelporträts, Videos, Fotoreportagen und interaktiven Geschichten werden Menschen und ihre Erfahrungen sichtbar gemacht. Und auch wir als "Wochenkinder Dresden" sind gefragt und wurden herzlich eingeladen, uns zu beteiligen. Infos zur Ausstellung findet Ihr hier: Digitale Wanderausstellung – diseko.de

Was kommt von uns?

Wir wollen in die Ausstellung unsere Erfahrungen und Stimmen einbringen. Geplant sind: Einzelbeiträge aus unserem BLOG. Geschichten in Bild und Ton, eventuell ein gemeinsamer Kreativworkshop, in dem weitere Inhalte entstehen.

Die DISEKO schreibt dazu:

„Wir lassen Geschichten und Begegnungen in Einzelporträts, Videos, Fotoreportagen und interaktiven Fotostorys lebendig werden. Auf Wunsch bringen wir uns mit Kreativworkshops in das Angebot mit ein.“

Gern halten wir Euch auf dem Laufenden!

Beim nächsten Kreativ-Treffen am Freitag,  06.06.25 von 10.00-13.00 Uhr, steht uns Julia Trütschel aus dem Fachteam der DISEKO für alle Fragern zu Inhalten und Gestaltung unserer Präsentation für die Wanderausstellung zur Verfügung, 

Wer Lust hat, mitzumachen – mit Ideen, Bildern, Erinnerungen oder Statements – kann sich direkt bei uns melden: dresden@wochenkinder.de. Wir freuen uns auf Eure Anregungen!

Herzliche Grüße, 

Mona & Cornelia im Namen der "Kreativgruppe WG 6" 

Dienstag, 20. Mai 2025

Selbstwirksamkeit als das Zentrum von Heilung (von Rico)

Im Zentrum psychologischer Hilfe, sei es durch Therapie oder Selbsthilfe, steht die Selbstwirksamkeit. Sie beschreibt das Gefühl: Ich kann etwas tun, um meine Situation zu verändern oder zu verbessern. Alle therapeutischen Ansätze, ob psychologisch oder körperorientiert, kreisen wie Planeten um diese „Sonne“. Ihr gemeinsames Ziel ist die Stärkung der Selbstwirksamkeit. Es gibt deshalb nicht die eine Methode, notwendig ist vielmehr einen Raum zum Ausprobieren und Kombinieren verschiedener Methoden.

Im Zentrum eines Traumas dagegen steht das Gegenteil: die Hilflosigkeit. Das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein, ist nämlich der Kern traumatischer Erfahrungen. Und alle Symptome und Folgen eines Traumas kreisen um diese erlebte Ohnmacht! Das Wissen um das eigene Trauma kann selbst bereits Sicherheit vermitteln: Den Dingen einen Namen zu geben macht sie greifbarer, einsortierbarer und regulierbarer.

Ein wichtiger Aspekt von Selbstwirksamkeit ist die Selbstregulation. Dabei geht es nicht vorrangig um das Beruhigen oder Dämpfen von Gefühlen, sondern darum, sich wieder sicher zu fühlen – in sich und in der Welt. Die Botschaft ist auch hier: Ich kann durch mein Handeln meine Gefühle und meine Körperreaktionen beeinflussen. Ich bin meinem Gehirn und meinem Körper nicht mehr hilflos ausgeliefert. Eine gute Therapie beginnt daher mit dem Schaffen eines sicheren Rahmens: einem Raum, in dem Erfahrung, Experiment und Ausdruck möglich sind.

Im Mittelpunkt jeder therapeutischen Arbeit steht die Geschichte des einzelnen Menschen – nicht der Vergleich mit anderen. Jede Lebensgeschichte ist einzigartig und jede Therapie ist daher eine "Sonderbehandlung". Wer sich ständig vergleicht („anderen geht es doch noch schlechter“), bagatellisiert oft den eigenen Schmerz und erlebt sich selbst als unwichtig. Dies ist eine Kompensationsstrategie, die zwar kurzfristig hilft, langfristig aber schadet.

Meditation und Körperarbeit können helfen, dieses Gefühl auch im eigenen Körper zu verankern. Auch sie wirken nicht dadurch, dass sie beruhigen, sondern indem sie den Zugang zum Körpergefühl wiederherstellen. Entscheidend ist wieder die Erfahrung: Ich kann Einfluss nehmen. Meditation kann zum Beispiel durch Fokus und Atmung helfen, Emotionen, Schmerzen oder innere Spannungen erst bewusst wahrzunehmen und dann zuzulassen. Dadurch werden sie im Gehirn verarbeitet, statt unbewusst gespeichert zu werden. Körperarbeit wiederum fördert das Erleben von Lebendigkeit und Beweglichkeit. Wer sich im eigenen Körper wieder „zu Hause“ fühlt, erlebt Selbstwirksamkeit auch leiblich.

Manchmal braucht es ergänzend ganz konkrete Verhaltensübungen – etwa aus der Verhaltenstherapie: Grenzen setzen, ein Gespräch aktiv mitgestalten oder kleine Alltags-Experimente. Auch das kann ein Weg zurück zur Erfahrung von Einflussnahme und Gestaltung sein.

Trauer schließlich ist eine Form seelischer Selbstreinigung. Wenn sie blockiert ist, braucht es manchmal Unterstützung. Denn wenn alte Trauer nicht fließen kann, scheint auch alles andere blockiert, weil der innere Fluss stockt.



Hinweis:

Dieser Beitrag ist inspiriert vom Podcast Kreative Transformation von Verena König.

SHG-Treffen 17.05. 2025


 
Am 17. Mai fand unser letztes Präsenztreffen im Dresdner Rathaus statt.
Wir begannen mit einer kurzen Vorstellungsrunde, wobei wir "Achtsamkeitskarten"
benutzten. Diese sagten zum Beispiel: "Die eigene Mitte finden" oder "Sich öffnen" oder "Mein bester Freund sein". Jeder konnte sich eine Karte heraussuchen und erzählen, warum gerade jetzt diese Karte ihn anspricht und dabei ein aktuelles oder früheres Erlebnis einbinden.
 
 
Danach haben wir Themen für den Tag gesammelt und abgestimmt, über welches Thema wir heute reden. Dabei hat das Thema "Zurückweisung und Strategien im Umgang damit" gewonnen.
 
 
 
Danach teilten wir uns in vier Gruppen und besprachen dieses Thema im kleinen Kreis. Nach 15 min wurden alle Ideen zusammengetragen. Eine davon war, dass es viele Arten von Zurückweisung gibt, von einem abgesagten Treffen über Liebesentzug (z.B. durch die Eltern) bis hin zum Mobbing. Und es ist auch noch wichtig, wer zurückweist. Ist es jemand fremdes oder jemand vertrautes? Was wollen diese Personen mit der Zurückweisung erreichen? Fühlt man sich durch die Zurückweisung in der Opferrolle?
 
 
Als Strategien wurden angegeben: Hoffnung und Zuversicht wach halten. (Es geschehen auch wieder gute Dinge). Sich durch die Zurückweisung nicht bewertet zu fühlen (Ich bin richtig!).
Sachlicher Umgang mit der Zurückweisung: "Radikale Akzeptanz" (Es ist wie es ist, die Sache ist abgehakt, ich wende mich anderen Dingen und Personen zu.). Dann gibt es auch noch Notfallstrategien als Traumafolgen: Flucht (Verdrängung), Erstarrung (Depression), Kampf (Wutanfall) oder Anpassung (Betteln). Diese sind leider nicht zielführend und verschlimmern die Situation meistens. Besser ist, mit der zurückweisenden Person darüber zu reden, über die Gründe und über die eigenen Gefühle, die durch die Zrückweisung entstehen. Wenn das nicht möglich ist, kann man immerhin noch einer anderen Person "sein Herz aussschütten". Es ist auch gut, die eigenen Gefühle zu benennen und zuszulassen ("Ich bin jetzt traurig und das ist okay."). Man kann sich auch ruhig selbst trösten, mit einer schönen Aktivität, mit einer Belohnung, mit einem Gespräch. Spiritualität kann sehr dabei helfen Selbstwertgefühl aufzubauen und dadurch Zurückweisungen besser zu verarbeiten.
 
 
Als Abschluss haben wir noch ein paar "Meilensteine", "Aha-Erlebnisse" und nützliche Fertigkeiten bei der Selbsthilfe gesammelt. Dabei kamen zusammen: "Goldene Momente sammeln". Hier wurde auch die Geschichte der Frau erwähnt, die Bohnen von einer Tasche in die andere Tasche legt.
Hinzu kamen: Tagebuch schreiben, um sich selbst besser kennen zu lernen und den Kopf zu entlasten, ruhiges Atmen, Meditieren oder Akupressur mit selbstbestärkenden Worten (Metta-Meditation), Physiotherapie, Gespräche mit dem eigenen inneren Kind, Bücher und "mit dem Universum in Kontakt sein". Erwähnt wurde auch noch wie wichtig es ist, Momente des Bedauerns, der Scham und der Schuld über vergangene Vorkommnisse bewusst wahrzunehmen und zeitlich zu begrenzen, damit man nicht ständig das schwere und große "Buch des Bedauerns" mit sich herumträgt und darin liest und damit die Gegenwart verpasst.
 
 
 
Dann konnte noch jeder sagen, was er/sie aus diesem Treffen gerne mitnimmt und was gerne in den Papierkorb kann. Später folgte noch eine Skizze, wo das nächste Treffen stattfindet. Des weiteren wurden drei Kartenspiele und ein Buch herumgegeben bzw. zum Anschauen ausgelegt. Diese sind im letzten Foto zu sehen.
 


(Rico)

Freitag, 18. April 2025

Vortrag der Selbsthilfeakademie Sachsen "Was würde dein Körper dir sagen, wenn er sprechen könnte?"

Am 16. April 2025 fand der Onlinevortrag der Selbsthilfeakademie Sachsen "Was würde dein Körper dir sagen, wenn er sprechen könnte? - Selbsthilfe im Umgang mit chronischen Erkrankungen" statt. Vortragende war die Psychologin Samira Peseschkian, die auch selbst Betroffene ist. Sie begann damit, dass der Schmerz ein "Rudeltier" sei, der auch meistens Komplizen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörung, Angst, Unwägbarkeit, Hilflosigkeit und Katastrophisierung im Schlepptau hat.

Akute Schmerzen entstehen hauptsächlich aus Gewebeschädigungen. Demgegenüber entstehen chronische Schmerzen hauptsächlich aus Gefühlen und Gedanken heraus. Eine entscheidende Rolle beim chronischen Schmerz spielt das Schmerzgedächtnis der Amygdala, dem Mandelkern im Gehirn. Die Amygdala ist das Warnzentrum, das vor kommenden Gefahren warnt und Schmerzen auslöst, die wiederum der Vermeidung dienen. Bei chronischen Schmerzen ist die Amygdala vergrößert. Dann neigt man zur Überschätzung der Gefahr und die Vermeidung wird verstärkt. Diese Schonung baut aber oft auch Ressourcen wie stützende Muskeln ab.

Die Amygdala reagiert sehr schnell, da sie das Überleben sichert, sie ist empfindlich und nachtragend. Das Herunterregeln der Amygdala erfolgt über den Neokortex, also dem vorderen Großhirn, das relativ langsam funktioniert. Es ist trotzdem wichtig, diese Regulationsfunktion durch Reflexion (was ist passiert, seit wann und wie oft passiert das?), kritisches Bewerten der Situation (was passiert gerade und wie gefährlich ist das wirklich?), mentales Loslassen (Ich bin nicht mein Schmerz, der Schmerz kommt und geht...) und Selbstwirksamkeit (Ich kann etwas tun) zu stärken.

Chronische Schmerzen entstehen oft auch durch langjährige Stresserfahrungen. Dabei hat man die stillen Signale des Körpers, wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, Schwindel, Leistungsabfall, Reizbarkeit und häufige Erkältungen vorher schon übersehen. Danach kommen dann die lauten Signale wie eben Schmerzen, aber auch Krämpfe, Haarausfall, Ohnmacht oder Herzrasen. Die Spirale der Erschöpfung führt dann zu Schlafstörungen, sozialer Isolation, Depression, Apathie, Stimmungsschwankungen, Panikattacken und chronischen psychosomatischen Schmerzen. Die Fehler, den man dabei oft macht, sind, sich über die Schmerzen zu ärgern, Medikamente dagegen einzunehmen und dann weiter im Stress zu bleiben.

Eine Selbsthilfe bei chronischen Schmerzen führt über Selbstreflexion und positiver Wahrnehmung der eigenen Ressourcen. Was kann ich überhaupt verändern? Wo kann ich etwas verändern? Was kann ich dabei nutzen, das mir zur Verfügung steht oder was ich gelernt habe? Was könnte ich noch lernen, um mir selbst zu helfen? Bei dieser Bestandsaufnahme kann man über die erlebte verbesserte Selbstbewertung und Selbstwirksamkeit zumindest die Kumpane des Schmerzes überlisten, nach dem Motto "Schmerz hat man, aber über das Leiden entscheidet man selbst."

Beim Handeln gegen den Schmerz, ob es sich nun zum Beispiel um Bewegung oder Meditation handelt, sind kleine Schritte wichtig, um eine Überlastung zu vermeiden. "Es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist, sondern in welche Richtung er geht."

Ein Interview mit Samira Peseschkian findet man hier: „Chronische Erkrankungen bringen immer ihre Komplizen mit.“ 

Anmerkungen zur Amygdala: 

Die Amygdala ist ein Emotionszentrum des Gehirns, dass auf Furcht, Angst und Stress spezialisiert ist. Sie löst nicht nur psychosomatische Schmerzen aus, sondern auch Panikreaktionen wie Kampf, Flucht und Einfrieren. Sie ist aber auch wichtig für das Thema Urvertrauen und Mutterbindung. Sie wird durch eine gelungene Mutterbindung sozusagen "justiert". Die Amygdala steuert auch, welche Erinnerungen gespeichert werden und welche wann erinnert werden. 

Antidepressiva regulieren die Amygdala chemisch, Meditationen und Übungen zur "Vagusnervstimulation" regulieren die Amygdala ebenfalls. Psychotherapie hingegen stärkt die Rolle des Neokortex. Durch negative Erfahrung wächst die Amygdala. Durch Therapie kann sie wieder schrumpfen.

Angeregt durch den Vortrag befragte ich eine künstliche Intelligenz (You.com) eingehender über die Amygdala. Was ich dabei erfahren habe ist äusserst interessant und kann hier nachgelesen werden:

Fragen und Antworten zur Amygdala

(Rico)

Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gesundes Abgrenzen" (17.05.25)

Aus unserer Angebotsreihe   "Wochenkinder Sachsen" : Mit einem ungewöhnlichen Blitzlicht begann unser digitales Zusammenkommen: „W...