Einblicke – Textile Arbeitswelten aus sozialer Sicht
Wochenkrippen und -heime: Ein verdrängtes Kapitel der DDR-Geschichte
Unserer Erfahrung nach braucht Erinnerungskultur zur DDR-Geschichte Gesprächsräume, um ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden zu können. Es geht uns nicht darum zu verurteilen, sondern wir wollen vor allem verstehbar machen, was war und warum es bis heute wirkt. Dazu gehört es, die damalige Zurückdrängung familiennaher Strukturen aufgrund der volkswirtschaftlichen Zwänge neu zu betrachten. Und dabei vor allem den Blick auf jene zu lenken, die sich damals nicht äußern konnten: eine Vielzahl von Säuglingen und Kleinstkindern (sog. "Wochenkinder"), die durch die "vorzeitige Fremdbetreuung" in DDR-Wochenkrippen nachweislich geprägt und beschädigt worden sind (siehe aktuelle Forschungen von Liebsch, Rosenberg u. anderen).
Aus diesem Grund war auch der Vorstand des Wochenkinder e.V. bei der Ausstellungseröffnung am 10. Oktober vor Ort und teilte erste bildliche Eindrücke mit uns:
Wochenkinder als Schlüssel zur Aufarbeitung
Besonders die Lebensrealität der Kinder in DDR-Wochenkrippen erweist sich in Ausstellungskontexten wie diesen als ein äußerst sensibler Aspekt der historischen Aufarbeitung. Bis vor kurzem stellte dieser Aspekt sogar noch ein öffentliches Tabu dar. Er gehört jedoch erfreulicherweise seit 2024 zum Bestandteil der Jahresberichte der Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vor allem seine biografische und archivale Erforschung eröffnet Zugänge zu sozialen und psychischen Folgen, die in vielen Familien bis heute spürbar sind.
Es freut uns ausdrücklich, wenn öffentliche Finanzmittel für Erinnerungskultur eingesetzt werden und so eine „museale“ Darstellung wie in Plauen ermöglichen. Darüber hinaus bedarf es für die Betroffenen, d.h. für ehemalige Wochenkinder zur therapeutischen Unterstützung und Anerkennung ihres Leids sorgfältig moderierte Veranstaltungsformate für Austausch, Reflexion und Dialog.
Gemeinsame Verantwortung: Gesprächsformate entwickeln
Wir als Selbsthilfegruppen setzen uns gemeinsam mit dem Wochenkinder e.V. ehrenamtlich dafür ein, dass unsere Erfahrungen gehört und öffentlich bekannt werden. Wir handeln aus unserer eigenen Geschichte heraus und bringen aktiv unsere Perspektiven mit ein. Unser Engagement richtet sich vor allem an familien-, bildungs- und gesundheitspolitische Institutionen, mit dem Appell, gemeinsam Ausstellungskonzepte in Ost und West zu entwickeln, die durch aufklärende Gespräche, Workshops oder Podien begleitet werden.
Eine respektvolle Form von Wiedergutmachung sehen wir darin, dass die vielfältigen Beweggründe und Wünsche der Betroffenen zur Aufarbeitung der Folgen von Wochenkrippen und Wochenheimen nicht länger im Schatten bleiben und Gehör finden. In Forschung, Therapie, Gesellschaft und Politik sollen sie die angemessene Würdigung finden, die ihnen zusteht.
Weitere Informationen unter www.wochenkinder.de.
Zahlreiche Eindrücke von Ausstellungen, Erfahrungsberichte von unseren Treffen und Reflexionen zum Thema Wochenkinder finden sich natürlich auch in unserem Blog hier.





























