Freitag, 11. Juli 2025

Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gesundes Abgrenzen" (07.10.24)

Aus unserer Angebotsreihe "Wochenkinder Sachsen"


Mit einem ungewöhnlichen Blitzlicht begann unser digitales Zusammenkommen: „Wenn du heute ein Getränk wärst – welches wärst du?“ Diese bildhafte Einstiegsfrage öffnete einen ersten Raum für Selbstwahrnehmung. Die Antworten reichten von "gehaltvoll" bis "leer", von "still" über "medium" bis "prickelnd" und spiegelten damit bereits die Vielfalt unserer aktuellen inneren Zustände und Bedürfnisse wider.
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Was heißt "gesundes" Abgrenzen?


Im Zentrum unseres Austauschs stand die Frage, was „gesundes Abgrenzen“ im heutigen Leben bedeutet, vor dem Hintergrund unserer biografischen Prägungen als ehemalige Wochenkinder.


Babys und Kleinstkinder äußern ihre Grenzen nicht in Worten, sondern über Körpersprache, Stimmklang, Weinen, Unruhe oder Rückzug, sofern ihnen dafür Raum gegeben wird. Ihre Signale sind Ausdruck eines grundlegenden Bedürfnisses nach Schutz, Kontakt und Regulierung. Werden diese Signale übergangen, ignoriert oder als störend abgetan, passt sich das Kind an: Es reduziert seine Ausdrucksintensität, richtet sich nach außen aus und verliert allmählich den inneren Zugang zu seinen Bedürfnissen. Daraus können frühe Formen von Erstarrung, Überanpassung und eine tiefe Entfremdung vom eigenen Empfinden entstehen. 


Als Erwachsene setzen viele von uns heute oft Grenzen über Distanz. Im idealen Falle erlernen wir "Ich-Botschaften" zu formulieren oder bewusste Selbstsorge, doch nicht selten begleiten uns auch hier Unsicherheit oder innerem Konflikte. Was heißt also "Gesundes Abgrenzen"? Nicht nur „Nein“ sagen. Auch Möglichkeiten aufzeigen. Den eigenen Tanz- oder Spielraum erkennen und vertreten. Grenzen nicht als starre Mauern begreifen, sondern als bewegliche, lebendige Kontaktlinien. Rote Linien, energetische Rückzüge, klare „Stopp“-Signale. Unser Vokabular ist vielfältig, doch sind das Bewusstsein darüber und Abgrenzungsvermögen sehr unterschiedlich ausgeprägt.


Kontrollvakuum, Parentifizierung und die Nachwirkungen früher funktionaler Autonomie


Ein zentrales Bild, das im Gespräch auftauchte, war das des „Kontrollvakuums“. Dabei geht es nicht um das Fehlen von äußeren Regeln oder Strukturen, diese waren im Alltag von Wochenkindern sehr präsent. Vielmehr fehlte es an emotionaler Resonanz, an schutzgebender Beziehung und an einem echten, mitwachsenden Dialog über Bedürfnisse, Grenzen und Rollen.


Bei uns Wochenkindern der DDR, die ab der 6. Woche dauerhaft von Montag bis Freitag (manche bis Samstag) rund um die Uhr in Krippen untergebracht wurden, während die Eltern abwesend waren, entstand ein widersprüchliches Klima: Die Betreuungspersonen handelten nach einem ideologisch & klinisch geprägten Funktionsplan, der auf kollektive Erziehung, Anpassung an die Bedürfnisse der erwachsenen "sozialistischen" Welt und frühe Selbstständigkeit zielte. Erwachsene traten mit klaren Erwartungen auf, forderten vor allem eines: Funktionieren. 


Kinder sollten sich selbst beruhigen, sich selbst regulieren, möglichst früh und möglichst störungsfrei. Die Forscherin Heike Liebsch beschreibt diesen Zusammenhang in ihrem Buch „Wochenkinder in der DDR“ unter dem Begriff der „Selbstbedienung“ (S. 138–139): eine Form vermeintlicher Autonomie, die nicht auf innerer Reifung, sondern auf systemischer Notwendigkeit und frühzeitiger Anpassung basiert. In diesem System wurde das Kind nicht begleitet, sondern alleingelassen.


Das, was in gesunden Bindungsbeziehungen zwischen Eltern und Babys bzw. Kleinstkindern durch liebevolle Zuwendung, Co-Regulation und erfahrbare Grenzen entsteht, nämlich innere Orientierung und die Fähigkeit zur gesunden Selbstabgrenzung, blieb aus. Ein emotionales Vakuum entstand, überdeckt von einer funktionalen Oberfläche. Gleichzeitig kam es häufig zu einer sog. „Parentifizierung“, also einer Rollenumkehr: Das Wochenkind mußte emotionale Verantwortung für sich selbst übernehmen, und oft auch für die Bedürfnisse der Erwachsenen, anstatt selbst gehalten zu werden. Die Folge ist eine Rollenkonfusion: Wir wurden zu früh „groß“, übernahmen Pflichten, wo wir Schutz gebraucht hätten, unterdrückten Bedürfnisse, um Erwartungen zu erfüllen. Wir passten uns an, statt uns zu spüren oder - idealerweise - ein Gespür für gesundes Abgrenzen zu entwickeln.


Langzeitfolgen bis ins Erwachsenenleben


Solche frühen Prägungen und Beziehungserfahrungen wirken zumeist weit über die Kindheit hinaus: Viele von uns haben bis heute Schwierigkeiten, eigene Grenzen wahrzunehmen und zu schützen, übernehmen zu viel Verantwortung, auch im Erwachsenenleben. Wir erleben Intimität oder Abhängigkeit oft als bedrohlich oder unsicher, und haben häufig Mühe, für uns selbst zu sorgen, obwohl wir gelernt haben, uns zu versorgen. Die früh gelernte „Selbstbedienung“ war eine reine Anpassungsleistung, kein Ausdruck eines entwicklungsgemäßen inneren Lernprozesses. 


Gesunde Abgrenzung hingegen entsteht in Beziehungen, in denen Nähe und Distanz verhandelbar sind, in denen das Kind erleben darf, dass seine körperlichen und emotionalen Grenzen benannt, gespiegelt und respektiert werden. In DDR-Wochenkrippen jedoch verblieb das Baby und Kleinstkind allein inmitten scheinbarer Autonomie. Es wurde zur kleinen Erwachsenenrolle gedrängt, dazu konditioniert, dressiert, "kompetent" im Außen, aber oft unsicher im Innen.


Daher begleitet - mehr oder weniger bewußt - viele von uns bis in die Gegenwart die Frage: Wie kann ich Grenzen setzen, ohne andere zu verletzen und ohne mich selbst zu verlieren? Auch Themen wie Identität und Rollenklärung rücken in den Fokus: Wer bin ich, wenn ich nicht funktioniere? Wie gelingt es, mir selbst Raum zu geben, ohne schlechtes Gewissen? Abgrenzung zu zeigen nicht als Abwehr, sondern als Einladung: zur Selbstwahrnehmung, zur Präsenz, zur eigenen Erlaubnis zu sein.


Erwähnte Strategien aufgrund eigener Erfahrungen oder Erlebnissen waren u. a.: 

  • "Externalisierung" also das Sichtbarmachen und „Auslagern“ übernommener Muster. https://de.wikipedia.org/wiki/Externalisierung_(Psychologie)
  • Grenziehung als sachlicher, neutraler Vorgang, d.h. keine Drama-Inszenierung, sondern eine Form der Selbstklärung.
  • Respekt, sowohl für die eigenen Grenzen als auch für die der anderen.
  • Der Unterschied zwischen Grenzen setzen und Grenzen zeigen, insbesondere im Kontext von eigener Elternschaft.

Unser Austausch endete mit persönlichen Einsichten wie z.B. diesen: 

„Ich fühle mich bereichert, aber auch wie ein leeres Glas.“ „Ich frage mich, ob es mir besser gehen würde, wenn ich das Gespräch über gesunde Grenzen mit meiner Mutter geführt hätte - von Mutter zu Mutter.“ „Ich vermisse Herzlichkeit. Bin ich selbst eigentlich herzlich?“ „Man konnte uns nicht lesen, wir trugen Masken. 

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Offen blieben Fragen, die uns möglicherweise in unseren Alltagsbegegnungen noch länger begleiten werden: Wie gelingt Abgrenzung ohne Trennung? Wie umgehen mit dem Schmerz aus nicht gesetzten oder nicht respektierten Grenzen? Was kann ich meinem "inneren Wochenkind" heute an Möglichkeiten zeigen, statt nur an Regeln? Wo endet mein Raum und wo beginnt der der anderen?


Der Versuch eines Fazits: 


Gesundes Abgrenzen heißt für uns nicht nur Schutz, sondern Spielraum. …sich spüren statt sich verteidigen. …Verantwortung teilen, statt sie allein zu tragen.… der eigenen Herzlichkeit Raum geben. Und vor allem: „Gesundes Abgrenzen“ als elementares Bedürfnis in Beziehungen zu benennen – im Privaten wie im Gesellschaftlichen. Ein Thema, dem wir uns auch in unserer nächsten ZOOM-Runde am 05.12.24 unter dem Titel "Beziehung und Bedürfnis" weiter annähern werden.


(Cornelia)

Donnerstag, 10. Juli 2025

Wir sagen Danke!

... für zwei Jahre engagierte Selbsthilfearbeit

Mit einem berührenden Rückblick verabschiedete sich Ende 2024 die Initiatorin unserer Dresdner Selbsthilfegruppe aus der aktiven Arbeit. Zwei Jahre lang hat Jana mit Herz und Weitblick daran mitgewirkt, der Gruppe ein stabiles Fundament zu geben. Dafür möchten wir ihr vielmals danken.

„Wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, ist es gelungen, die Selbsthilfegruppe auf feste Füße zu stellen. Darüber bin ich froh und dankbar“ 

heißt es in ihrem persönlichen Abschiedsbrief. Was 2023 mit einem kleinen Treffen in einer Laubegaster Wohnung begann, ist inzwischen zu einem festen Anker für viele von uns geworden.

Die Treffen bieten heute Raum für Austausch, für offene Worte, für das Aushalten von Gefühlen, ohne Beschönigung. Und sie schaffen Verbindung. Jana hat mit viel Umsicht nicht nur moderiert und organisiert, sondern auch stets betont, dass Selbsthilfe „auf vielen Schultern ruhen“ sollte.

Die Ausstellung „ferne nähe“  und das begleitende Veranstaltungsprogramm im vergangenen Jahr spiegelten diese Haltung besonders eindrucksvoll: Viele haben mitgetragen, geholfen, geplant, Initiative gezeigt und gemeinsam einen lebendigen Resonanzraum geschaffen.

Auch die oft unsichtbare Arbeit im Hintergrund (Mails, Anträge, Vorbereitung der Moderationen der Selbsthilfetreffen, Raumorganisation, Stammtische, Texte usw.) wurde durch das Initiatorenteam um Jana verlässlich mitgetragen. 

Mich persönlich bewegt ihr Schritt, den Staffelstab weiterzugeben. Vielleicht ist das auch ein Teil gelebten Engagements: die Erinnerung daran, die Fürsorge für sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren.

Abschließend schreibt sie:

„Ich wünsche der Dresdner Selbsthilfegruppe, dass sie auch zukünftig ein sicherer ‚Hafen‘ ist und bleibt – und dass neue spannende Projekte entstehen. Allen, die aktiv dazu beitragen, wünsche ich viel Freude dabei.“

Dem schließen wir uns gerne an. Alles Gute, liebe Jana, danke für Dein Dabeisein, Deine Klarheit, Deinen Mut, Dinge anzustoßen – und für Dein Vertrauen in die Kraft der Selbsthilfegemeinschaft. 


(Cornelia)

Dienstag, 8. Juli 2025

Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gefühle" (27.06.2024)

Aus unserer Angebotsreihe "Wochenkinder Sachsen": Diese Zusammenfassung resultiert aus Notizen.

Nach diesem Austausch zeigt sich, dass Menschen mit früher Trennungserfahrung, in unserem Fall, den „Wochenkindern“,  häufig in sozialen Kontexten eine erhöhte innere Alarmbereitschaft mit sich tragen. Diese prägt ihre Wahrnehmung, ihr emotionales Erleben und ihr Verhalten in Beziehungen auf vielschichtige Weise.

Sensibilität und Reaktionen auf die Umwelt

Mehrere Teilnehmende beschrieben eine ständige Wachsamkeit, die sich sowohl körperlich als auch emotional äußert. Sie berichteten, schreckhafter und schneller erschöpft zu sein, was sich im Alltag in Form von Rückzug, Überforderung oder auch Gereiztheit zeigen kann. Diese hohe Sensibilität kann aber auch Vorteile mit sich bringen, etwa in der schnellen Erfassung von Situationen und der schnellen Reaktion darauf oder der feinen Wahrnehmung anderer Menschen. 

Das Zulassen von Nähe wird ambivalent erlebt: Umarmungen oder intensive Gespräche können sowohl ersehnt als auch gefürchtet werden. Das eigene Nähe-Distanz-Empfinden ist dabei sehr tagesformabhängig und von der konkreten Person abhängig. Verletzungen persönlicher Grenzen können zu heftigen Reaktionen führen. Dennoch kam es auch zu Berichten von Begegnungen, die überraschend leicht und tragfähig waren. 

Soziale Interaktionen: Ein Drahtseilakt

Soziale Anlässe wurden als oft sehr ermüdend beschrieben. Dies liegt daran, dass man ständig "auf der Hut" sein muss:  kontrollieren, wer zu nahekommt, und überlegen, was man sagen "darf" und was nicht. Hierbei erlebt man einen gleichzeitigen Wunsch nach Verbundenheit und nach Rückzug.

Die Gefahr der Überreizung ist hoch, die „soziale Batterie“ schnell leer. Es wurde geschildert, dass das eigene soziale Ich oft wie eine Maske erscheint: funktional, aber nicht echt. Die Aufrechterhaltung dieser Maske erzeugt Erschöpfung und Verspannung. Sie kann zu plötzlichem Verstummen oder Rückzug führen. Gerade in Gruppenbegegnungen zeigten sich Unterschiede: Kleine, vertraute Runden wurden als angenehmer empfunden, große Gruppen eher gemieden außer, wenn sie Anonymität und die Möglichkeit zum unauffälligen Gehen boten.

Gruppendynamik und Vertrauen

Es wurde deutlich, wie schwer es fällt, nicht zu sehr auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und sich dabei selbst zu vergessen (sogenanntes "People Pleasing"). Nur auf andere zu reagieren, anstatt selbst zu agieren, ist sehr anstrengend. Auch beiläufige Kommentare sollten nicht persönlich genommen werden; sie sind Angebote, keine Bewertungen. Manchmal entsteht Neid, wenn andere Menschen leichter Beziehungen eingehen können, was zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins führen kann. Kurze Kontaktaufnahmen können einfach sein, doch das Vertiefen einer Beziehung ist schon schwieriger, da es häufig an Vertrauen und der Fähigkeit zur Abstimmung mangelt.

Kommunikation und Beziehungsstatus

Ein wiederkehrendes Thema war die Schwierigkeit, eigene Gefühle in Beziehungen zu artikulieren und damit sichtbar zu werden, einen eigenen Raum einzunehmen. Die Angst vor Zurückweisung oder Unverständnis führt dazu, dass Gespräche mit Familie oder Freunden häufig gemieden werden. Stattdessen entstehen Rückzugsstrategien, oft getarnt als logische Ausreden. 

Unsicherheit über den Beziehungsstatus, sowohl in familiären als auch in freundschaftlichen Kontexten, führt häufig zu Überanpassung oder unbewusster Distanzierung. Das „Lesen“ des Gegenübers (Mimik, Stimmung) wurde als anstrengend, aber notwendig beschrieben, um emotionale Sicherheit herzustellen. Gleichzeitig wurde die hohe Fehlerquote bei dieser „Personenlektüre“ als Quelle für Missverständnisse und Rückzugsreaktionen erkannt. Einige berichteten auch davon, dass sie bei ersten Kontakten offen seien, später aber in Rückzug und Misstrauen verfallen, ein Phänomen, das andere Menschen oft irritiert. 

Grenzen setzen und Nähe zulassen

Es wurde deutlich, wie schwer es fällt, rechtzeitig eigene Grenzen zu setzen, etwa wenn man Ruhe und Raum zum Nachdenken braucht, da die Beziehung nicht gefährdet werden soll. Sätze wie "Moment mal, ich muss darüber in Ruhe nachdenken" fallen schwer. Beim Setzen von Grenzen reagiert man häufig zu spät und dann manchmal emotional, was von anderen als unhöflich empfunden werden kann. Auch Schweigen als Antwort (aufgrund der benötigten Verarbeitungszeit) wirkt oft so.

Das stufenlose Einstellen von Nähe und Distanz fällt ebenso schwer wie das Kennenlernen neuer Freunde, da eine große Angst vor dem Verlassenwerden besteht. Manchmal gelingt der Einstieg in eine Beziehung schnell, doch der Aufbau langfristigen Vertrauens ist schwierig und immer wieder von Misstrauen (bis hin zur Paranoia) geprägt. Es besteht ein starkes Verlangen nach Gesellschaft, gleichzeitig aber auch eine große Furcht davor.

Familiäre Beziehungen

Die Beziehung zu den Eltern ist generell schwierig, besonders zu den Vätern, die eventuell schon lange nicht mehr präsent sind, aber auch zu den Müttern. Obwohl Mütter oft selbst den Wunsch nach einer besseren Beziehung haben, können Wochenkinder ihre Mutter manchmal nicht wirklich als solche wahrnehmen, was Mütter wiederum traurig stimmt. Besuche bei den Eltern sind selten, und man fühlt sich fremd.

Ausblick und nächste Schritte

Für die kommenden Treffen wurden mehrere Themenvorschläge gesammelt:

  • Gemeinsame Lektüre und Diskussion der Seite: digitale-selbsthilfe.de/umsetzen/digitale-treffen

  • Fragen zur eigenen Position in der Ursprungsfamilie

  • Was sind „positive Gefühle“ – und wie lassen sie sich erleben? (Leichtigkeit, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Freude)

  • Umgang mit Kontaktabbruch – wie deute ich ihn, was löst er aus?

  • Ist meine Familie dysfunktional – und was heißt das überhaupt?

  • Was bedeutet „Personenlesen“ – und wie hoch ist die Fehlerquote? 

Gemeinsam wurde am Ende des Austauschs entschieden, als nächstes sich dem "Körperlichen Fühlen“ zu widmen. Als Lesetipp wurde empfohlen: Pete Walker: Tao der Gefühle – ein Ansatz, der versucht, emotionale Selbstfürsorge mit akzeptierender Selbsterforschung zu verbinden.

 (Rico)

Freitag, 4. Juli 2025

Kreativgruppe "WG 6", 04.07.2025

Nachdem Mona im Vorfeld folgende Umfrage gestartet hatte: "Was machen wir am 04.07.? MALENZEICHNEN, COLLAGE, BASTELNSCHREIBEN, oder andere Vorschläge?" ... haben wir uns heute spontan fürs "Scribbeln" (= Kritzeln) entschieden.

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©shgWokiDresden

Außerdem konnten wir einen ersten Einblick in die Umsetzung der Wanderausstellung der DISEKO nehmen, an der sich unsere Kreativgruppe mit einem eigenen Beitrag beteiligt, und waren hellauf begeistert 😃😃😃😃 ...!!!

Hier ein kleiner Vorgeschmack. Weitere Informationen folgen demnächst. Lasst Euch überraschen. 

©DISEKO

(Cora)

Sommerschreib-Blogwerkstatt 2025 / 1. Zusendung

Wir haben die erste wunderschöne Einsendung für unsere Sommerschreib-Blogwerkstatt "Reflexionen ehemaliger Wochenkinder" bekommen und möchten Euch diese nicht vorenthalten! Vielen Dank an Ch. 🙏




Dienstag, 24. Juni 2025

SED-Opfer-Beauftragte, Jahresbericht 2024 und 2025: ein Vergleich

Frau Evelyn Zupke ist die derzeitige Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Wir sind ihr für ihre Arbeit sehr dankbar. Wie auch schon 2024 hat sie 2025 wieder einen Jahresbericht an den Bundestag geschrieben. In diesen Berichten beschäftigt sich jeweils ein Abschnitt besonders mit Wochenkrippen.

Hier ist ein detaillierter Vergleich der beiden Abschnitte (4.10 und 2.9) zu Wochenkrippen in der DDR in den Jahresberichten an den Bundestag 2024 und 2025, mit Fokus auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden:
 

Gemeinsamkeiten: 

1.  Kernaussagen zur DDR-Praxis:

  •     Beide nennen die hohe Zahl betroffener Kinder (mehrere 100.000).
  •     Sie beschreiben das System: Betreuung von Montag bis Freitag/Samstag inkl. Übernachtung.
  •     Sie unterscheiden zwischen Wochenkrippen (6 Wochen - 3 Jahre) und Wochenheimen (3-6 Jahre).
  •     Sie nennen den Höchststand an Plätzen 1960 (~40.000) und den Rückgang bis 1989 (8.400).
  •     Sie identifizieren dieselben staatlichen Motive: ökonomische Arbeitskräftegewinnung (v.a. Frauen), Gleichstellung der Frau, sozialistische Erziehung.
  •     Beide erwähnen die früh bekannten negativen Folgen (Entwicklungsverzögerungen, höhere Krankheitsraten), insbesondere die tschechischen Studien der 1960er mit dem Begriff "psychische Deprivation".
  •     Beide heben hervor, dass andere sozialistische Länder daraufhin Wochenkrippen reduzierten, die DDR sie aber weiter ausbaute und die Folgen bewusst in Kauf nahm.
  •     Beide berichten von gesundheitlichen Langzeitfolgen bei Betroffenen (Bindungsstörungen, Depressionen, psychische Zusammenbrüche).

2.  Aktuelle Forschung:

3.  Rechtliche Einordnung & Betroffeneninitiativen:

  •     Beide stellen klar, dass die Unterbringung nach aktueller Rechtslage nicht als entschädigungsfähiges Unrecht gilt.
  •     Beide erwähnen den Verein Wochenkinder e.V. als wichtige Anlaufstelle und Netzwerk für Betroffene.
  •     Beide nennen die Rolle der SED-Opferbeauftragten im Austausch mit Betroffenen und deren Unterstützung für das Thema.

Unterschiede: 

Ausgangspunkt und Fokus: 

2024 Ausstellung "Abgegeben" in Rostock (März 2023) und das begleitende Symposium als Ausgangspunkt. Stark auf die Betroffenenperspektive und -leid fokussiert. 

2025 Bericht der SED-Opferbeauftragten als Ausgangspunkt (Verweis auf vorherigen Jahresbericht). Fokus liegt auf struktureller Aufarbeitung und politische Handlungsoptionen. 

Betroffenenstimmen:

2024 Sehr ausführlich: Probleme der Anerkennung (Familienaussagen, Erzieherinnen), Kampf gegen "Mythos des gelungenen Krippensystems", konkreter Wunsch nach Entschädigung, Schilderung der Schwierigkeit, darüber zu sprechen.

2025 Weniger detailliert. Keine direkten Zitate oder konkreten Schilderungen der Anerkennungsproblematik. Keine explizite Erwähnung des Entschädigungswunsches. 

Aktuelle Ereignisse:

2024 Ausführlich: Gespräch von Betroffenen mit SED-Opferbeauftragter im Bundestag, konkrete Arbeit des Vereins Wochenkinder (6 Selbsthilfegruppen, Internetportal mit interaktiver Karte, Veranstaltungen)

2025 Kürzer: Arbeit des Vereins wird genannt, aber weniger detailliert. Zusätzliche Initiative: Erwähnung des Instagram-Kanals "Wir in Ost und West" (@wir_in_ost_und_west) als weitere Plattform. Ankündigung der Teilnahme der Bundesbeauftragten an der Ausstellungseröffnung "Abgegeben" in Hennigsdorf

Forschungsergebnisse (Rostock/Dresden):

2024  Werden vorgestellt, aber weniger systematisch gegenübergestellt. Rostock-Ergebnisse inkl. therapeutischer Empfehlung.    

2025  Systematischer Vergleich der Ergebnisse und klare Schlussfolgerung zum Forschungsbedarf ("vertiefende Forschung... notwendig"). Direkter Bezug zu möglichen politischen Konsequenzen ("Grundlage für... politischen Handlungsbedarfen"). 

Rolle der SED-Opferbeauftragten:

2024 Wird als Unterstützerin der Betroffenen und des Vereins dargestellt.    

2025 Stärkerer Fokus auf ihre analytische und politische Rolle: Notwendigkeit vertiefter Auseinandersetzung, Bewertung der Forschungslücken, mögliche Ableitung politischen Handlungsbedarfs.

Samstag, 24. Mai 2025

Dresdner Wochenkinder: News 2/2025

Liebe Wokis,

mit frischer Inspiration und spannenden Impulsen gehen wir in die warme Jahreszeit. Es gibt wieder neue Blogbeiträge, Termine zum Vormerken, Mitmach-Aktionen und Lesetipps – also: Lesenswert und Mitmachenswert!

Lesenswert! Neue Blog-Einträge

  • Rückblick aufs Selbsthilfegruppen-Ttreffen (17.05.25): Einblicke in persönliche Entwicklungen, gemeinsame Ressourcen und eine Portion gegenseitiger Ermutigung: Zum Beitrag

  • Übers „Aussöhnen"  und zu "Blockierenden Glaubenssätzen“ – Zusammenfassung zweier ZOOM-Treffen Zum Beitrag

  • „Was würde mein Körper sagen, wenn er sprechen könnte?“ Nachdenkliches und Bewegendes aus der Selbsthilfeakademie Sachsen. Zum Beitrag

Herzliche Einladung zu unseren nächsten Treffen

  •  Kreativgruppe "WG 6" 6. Juni,  Woki-Stammtisch: 18. Juni;  ZOOM-Treffen "Wochenkinder Sachsen": 26. Juni,  Selbsthilfegruppen-Treffen: 19. Juli.  Alle Infos hier

Wir fragen Euch!

Unsere SommerchallengeWas wolltet Ihr schon immer mal im Blog lesen – oder selbst schreiben? 

Macht mit bei unserer ersten eigenen Blog-Umfrage. Wir laden herzlich dazu ein, die nächsten Beiträge zu gestalten! Weiterlesen hier

Gut vernetzt & öffentlich sichtbar

Gemeinsam mit der Digitalen Selbsthilfekontaktstelle (DISEKO) entwickeln wir in der "Kreativgruppe WG 6" derzeit neue digitale Formate. .Weiterlesen hier

Aktuelles vom Wochenkinder e.V. 

  • Vernissage „Abgegeben“ – ab 18. Juli Ausstellung in Heinersdorf  Zur Ankündigung

  • Mitmachen! Interviewpartner*innen gesucht für Masterarbeit Details & Kontakt

  • Wer kommt mit zur Finissage mit Lesung in Dresden? Ausstellung von Holger Siemann: "Geliebt Gemalt Gegessen" bis 12. Juni in der "Alten Feuerwache": Zur Einladung

  • Moderatorenteffen – Am 19.9-21.9.2025 wird im Ringhotel Schorfheide ein Treffen der Moderatoren der Wochenkinder-SHGs stattfinden. Wer aus der SHG "Dresdner Wochenkinder" eventuell noch daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte über das Kontaktformular rechts unten.

Neue Studie über Depressionen und bipolare Störung

Die TU Dresden macht, zusammen mit anderen Unis, eine neue Studie über Depressionen und bipolare Störung. Wenn euch das anspricht, findet hier hier den Link zur Teilnahme.

EXTRA: Audio- & Literaturtipps des Monats

  • Interview: Verena König trifft Stefanie Stahl: Inspirierender Austausch über Resilienz und Veränderung: Jetzt anhören

    Weitere Tipps hier

  • Buchempfehlung: Stefanie Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden“ – ein einfühlsamer Klassiker, der vielen Wochenkindern aus der Seele spricht. 

    Weitere Tipps hier

Für Rückfragen, Ideen oder neue Impulse schreibt uns gern (ins Kontaktformular).

Herzlich,

Euer BLOG-Team der  Dresdner Wochenkinder, Mona, Cornelia & Rico.

Meditationen, Einschlafhilfen, etc.

Geborgenheitsmeditation von Katharina Kautsch  Geführte Meditationen von Kirsten Tofahrn  Geführte Meditationen von Karin Wolf  Geführte Med...