Samstag, 24. Mai 2025

Kreativgruppe "WG 6", 04.04.2025

Zusammenarbeit mit jungagiert e.V. und der DISEKO

Wir freuen uns sehr, Euch von einer neuen Kooperation zu berichten, die uns besonders am Herzen liegt:

Seit Herbst letzten Jahres sind wir mit dem Team von jungagiert e.V. und der Digitalen Selbsthilfekontaktstelle – kurz: DISEKO – im intensiven Austausch. 

            Wer ist jungagiert e.V.?

jungagiert e.V. ist ein Verein mit Sitz in Dresden, der sich für junges Engagement, Selbsthilfe und gesellschaftliche Teilhabe stark macht. Mit kreativen Projekten, Bildungsangeboten und digitaler Unterstützung begleitet jungagiert vor allem junge Menschen dabei, ihre eigenen Themen zu finden, sichtbar zu machen und gemeinsam aktiv zu werden. Dabei entstehen Räume für Austausch, Mitgestaltung und neue Formen von Selbsthilfe – offline und online. Weitere Infos hier

            Was ist die DISEKO?

Die DISEKO unterstützt Selbsthilfegruppen, Initiativen und Einzelpersonen dabei, ihre Themen auch digital sichtbar zu machen. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern vor allem um Beteiligung, Empowerment und kreative Ausdrucksformen. Das Fachteam der DISEKO moderiert neue Entwicklungen und berät zu Plattformen, auf denen junge Menschen ihre Perspektiven, Geschichten und Fragen teilen können. Weitere Infos hier

Unser erstes gemeinsames Projekt: Ein Beitrag auf der DISEKO-Website

Bei unserem letzten Kreativtreffen am 4. April haben wir direkt losgelegt – mit Erfolg: Eine erste Darstellung unserer Selbsthilfearbeit findet Ihr jetzt schon auf der Inspirationsseite der DISEKOZur Veröffentlichung auf diseko.de

Weitere Schritte? Wir werden Teil der digitalen Wanderausstellung der Selbsthilfe!

Als nächstes freuen wir uns auf die Beteiligung an der digitalen Wanderausstellung, die DISEKO derzeit entwickelt. Sie trägt den Titel „Selbsthilfe bewegt - Geschichten des Miteinanders“ und stellt in erster Linie junge Engagierte, besondere Lebenswege und Selbsthilfeinitiativen vor. In Form von Einzelporträts, Videos, Fotoreportagen und interaktiven Geschichten werden Menschen und ihre Erfahrungen sichtbar gemacht. Und auch wir als "Wochenkinder Dresden" sind gefragt und wurden herzlich eingeladen, uns zu beteiligen. Infos zur Ausstellung findet Ihr hier: Digitale Wanderausstellung – diseko.de

Was kommt von uns?

Wir wollen in die Ausstellung unsere Erfahrungen und Stimmen einbringen. Geplant sind: Einzelbeiträge aus unserem BLOG. Geschichten in Bild und Ton, eventuell ein gemeinsamer Kreativworkshop, in dem weitere Inhalte entstehen.

Die DISEKO schreibt dazu:

„Wir lassen Geschichten und Begegnungen in Einzelporträts, Videos, Fotoreportagen und interaktiven Fotostorys lebendig werden. Auf Wunsch bringen wir uns mit Kreativworkshops in das Angebot mit ein.“

Gern halten wir Euch auf dem Laufenden!

Beim nächsten Kreativ-Treffen am Freitag,  06.06.25 von 10.00-13.00 Uhr, steht uns Julia Trütschel aus dem Fachteam der DISEKO für alle Fragern zu Inhalten und Gestaltung unserer Präsentation für die Wanderausstellung zur Verfügung, 

Wer Lust hat, mitzumachen – mit Ideen, Bildern, Erinnerungen oder Statements – kann sich direkt bei uns melden: dresden@wochenkinder.de. Wir freuen uns auf Eure Anregungen!

(Cora) "Kreativgruppe WG 6" 

Dienstag, 20. Mai 2025

Selbstwirksamkeit als das Zentrum von Heilung (von Rico)

Im Zentrum psychologischer Hilfe, sei es durch Therapie oder Selbsthilfe, steht die Selbstwirksamkeit. Sie beschreibt das Gefühl: Ich kann etwas tun, um meine Situation zu verändern oder zu verbessern. Alle therapeutischen Ansätze, ob psychologisch oder körperorientiert, kreisen wie Planeten um diese „Sonne“. Ihr gemeinsames Ziel ist die Stärkung der Selbstwirksamkeit. Es gibt deshalb nicht die eine Methode, notwendig ist vielmehr einen Raum zum Ausprobieren und Kombinieren verschiedener Methoden.

Im Zentrum eines Traumas dagegen steht das Gegenteil: die Hilflosigkeit. Das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein, ist nämlich der Kern traumatischer Erfahrungen. Und alle Symptome und Folgen eines Traumas kreisen um diese erlebte Ohnmacht! Das Wissen um das eigene Trauma kann selbst bereits Sicherheit vermitteln: Den Dingen einen Namen zu geben macht sie greifbarer, einsortierbarer und regulierbarer.

Ein wichtiger Aspekt von Selbstwirksamkeit ist die Selbstregulation. Dabei geht es nicht vorrangig um das Beruhigen oder Dämpfen von Gefühlen, sondern darum, sich wieder sicher zu fühlen – in sich und in der Welt. Die Botschaft ist auch hier: Ich kann durch mein Handeln meine Gefühle und meine Körperreaktionen beeinflussen. Ich bin meinem Gehirn und meinem Körper nicht mehr hilflos ausgeliefert. Eine gute Therapie beginnt daher mit dem Schaffen eines sicheren Rahmens: einem Raum, in dem Erfahrung, Experiment und Ausdruck möglich sind.

Im Mittelpunkt jeder therapeutischen Arbeit steht die Geschichte des einzelnen Menschen – nicht der Vergleich mit anderen. Jede Lebensgeschichte ist einzigartig und jede Therapie ist daher eine "Sonderbehandlung". Wer sich ständig vergleicht („anderen geht es doch noch schlechter“), bagatellisiert oft den eigenen Schmerz und erlebt sich selbst als unwichtig. Dies ist eine Kompensationsstrategie, die zwar kurzfristig hilft, langfristig aber schadet.

Meditation und Körperarbeit können helfen, dieses Gefühl auch im eigenen Körper zu verankern. Auch sie wirken nicht dadurch, dass sie beruhigen, sondern indem sie den Zugang zum Körpergefühl wiederherstellen. Entscheidend ist wieder die Erfahrung: Ich kann Einfluss nehmen. Meditation kann zum Beispiel durch Fokus und Atmung helfen, Emotionen, Schmerzen oder innere Spannungen erst bewusst wahrzunehmen und dann zuzulassen. Dadurch werden sie im Gehirn verarbeitet, statt unbewusst gespeichert zu werden. Körperarbeit wiederum fördert das Erleben von Lebendigkeit und Beweglichkeit. Wer sich im eigenen Körper wieder „zu Hause“ fühlt, erlebt Selbstwirksamkeit auch leiblich.

Manchmal braucht es ergänzend ganz konkrete Verhaltensübungen – etwa aus der Verhaltenstherapie: Grenzen setzen, ein Gespräch aktiv mitgestalten oder kleine Alltags-Experimente. Auch das kann ein Weg zurück zur Erfahrung von Einflussnahme und Gestaltung sein.

Trauer schließlich ist eine Form seelischer Selbstreinigung. Wenn sie blockiert ist, braucht es manchmal Unterstützung. Denn wenn alte Trauer nicht fließen kann, scheint auch alles andere blockiert, weil der innere Fluss stockt.



Hinweis:

Dieser Beitrag ist inspiriert vom Podcast Kreative Transformation von Verena König.

SHG-Treffen, 17.05.2025


 
Am 17. Mai fand unser letztes Präsenztreffen im Dresdner Rathaus statt.
Wir begannen mit einer kurzen Vorstellungsrunde, wobei wir "Achtsamkeitskarten"
benutzten. Diese sagten zum Beispiel: "Die eigene Mitte finden" oder "Sich öffnen" oder "Mein bester Freund sein". Jeder konnte sich eine Karte heraussuchen und erzählen, warum gerade jetzt diese Karte ihn anspricht und dabei ein aktuelles oder früheres Erlebnis einbinden.
 
 
Danach haben wir Themen für den Tag gesammelt und abgestimmt, über welches Thema wir heute reden. Dabei hat das Thema "Zurückweisung und Strategien im Umgang damit" gewonnen.
 
 
 
Danach teilten wir uns in vier Gruppen und besprachen dieses Thema im kleinen Kreis. Nach 15 min wurden alle Ideen zusammengetragen. Eine davon war, dass es viele Arten von Zurückweisung gibt, von einem abgesagten Treffen über Liebesentzug (z.B. durch die Eltern) bis hin zum Mobbing. Und es ist auch noch wichtig, wer zurückweist. Ist es jemand fremdes oder jemand vertrautes? Was wollen diese Personen mit der Zurückweisung erreichen? Fühlt man sich durch die Zurückweisung in der Opferrolle?
 
 
Als Strategien wurden angegeben: Hoffnung und Zuversicht wach halten. (Es geschehen auch wieder gute Dinge). Sich durch die Zurückweisung nicht bewertet zu fühlen (Ich bin richtig!).
Sachlicher Umgang mit der Zurückweisung: "Radikale Akzeptanz" (Es ist wie es ist, die Sache ist abgehakt, ich wende mich anderen Dingen und Personen zu.). Dann gibt es auch noch Notfallstrategien als Traumafolgen: Flucht (Verdrängung), Erstarrung (Depression), Kampf (Wutanfall) oder Anpassung (Betteln). Diese sind leider nicht zielführend und verschlimmern die Situation meistens. Besser ist, mit der zurückweisenden Person darüber zu reden, über die Gründe und über die eigenen Gefühle, die durch die Zrückweisung entstehen. Wenn das nicht möglich ist, kann man immerhin noch einer anderen Person "sein Herz aussschütten". Es ist auch gut, die eigenen Gefühle zu benennen und zuszulassen ("Ich bin jetzt traurig und das ist okay."). Man kann sich auch ruhig selbst trösten, mit einer schönen Aktivität, mit einer Belohnung, mit einem Gespräch. Spiritualität kann sehr dabei helfen Selbstwertgefühl aufzubauen und dadurch Zurückweisungen besser zu verarbeiten.
 
 
Als Abschluss haben wir noch ein paar "Meilensteine", "Aha-Erlebnisse" und nützliche Fertigkeiten bei der Selbsthilfe gesammelt. Dabei kamen zusammen: "Goldene Momente sammeln". Hier wurde auch die Geschichte der Frau erwähnt, die Bohnen von einer Tasche in die andere Tasche legt.
Hinzu kamen: Tagebuch schreiben, um sich selbst besser kennen zu lernen und den Kopf zu entlasten, ruhiges Atmen, Meditieren oder Akupressur mit selbstbestärkenden Worten (Metta-Meditation), Physiotherapie, Gespräche mit dem eigenen inneren Kind, Bücher und "mit dem Universum in Kontakt sein". Erwähnt wurde auch noch wie wichtig es ist, Momente des Bedauerns, der Scham und der Schuld über vergangene Vorkommnisse bewusst wahrzunehmen und zeitlich zu begrenzen, damit man nicht ständig das schwere und große "Buch des Bedauerns" mit sich herumträgt und darin liest und damit die Gegenwart verpasst.
 
 
 
Dann konnte noch jeder sagen, was er/sie aus diesem Treffen gerne mitnimmt und was gerne in den Papierkorb kann. Später folgte noch eine Skizze, wo das nächste Treffen stattfindet. Des weiteren wurden drei Kartenspiele und ein Buch herumgegeben bzw. zum Anschauen ausgelegt. Diese sind im letzten Foto zu sehen.
 


(Rico)

Freitag, 18. April 2025

Vortrag der Selbsthilfeakademie Sachsen "Was würde dein Körper dir sagen, wenn er sprechen könnte?"

Am 16. April 2025 fand der Onlinevortrag der Selbsthilfeakademie Sachsen "Was würde dein Körper dir sagen, wenn er sprechen könnte? - Selbsthilfe im Umgang mit chronischen Erkrankungen" statt. Vortragende war die Psychologin Samira Peseschkian, die auch selbst Betroffene ist. Sie begann damit, dass der Schmerz ein "Rudeltier" sei, der auch meistens Komplizen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörung, Angst, Unwägbarkeit, Hilflosigkeit und Katastrophisierung im Schlepptau hat.

Akute Schmerzen entstehen hauptsächlich aus Gewebeschädigungen. Demgegenüber entstehen chronische Schmerzen hauptsächlich aus Gefühlen und Gedanken heraus. Eine entscheidende Rolle beim chronischen Schmerz spielt das Schmerzgedächtnis der Amygdala, dem Mandelkern im Gehirn. Die Amygdala ist das Warnzentrum, das vor kommenden Gefahren warnt und Schmerzen auslöst, die wiederum der Vermeidung dienen. Bei chronischen Schmerzen ist die Amygdala vergrößert. Dann neigt man zur Überschätzung der Gefahr und die Vermeidung wird verstärkt. Diese Schonung baut aber oft auch Ressourcen wie stützende Muskeln ab.

Die Amygdala reagiert sehr schnell, da sie das Überleben sichert, sie ist empfindlich und nachtragend. Das Herunterregeln der Amygdala erfolgt über den Neokortex, also dem vorderen Großhirn, das relativ langsam funktioniert. Es ist trotzdem wichtig, diese Regulationsfunktion durch Reflexion (was ist passiert, seit wann und wie oft passiert das?), kritisches Bewerten der Situation (was passiert gerade und wie gefährlich ist das wirklich?), mentales Loslassen (Ich bin nicht mein Schmerz, der Schmerz kommt und geht...) und Selbstwirksamkeit (Ich kann etwas tun) zu stärken.

Chronische Schmerzen entstehen oft auch durch langjährige Stresserfahrungen. Dabei hat man die stillen Signale des Körpers, wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, Schwindel, Leistungsabfall, Reizbarkeit und häufige Erkältungen vorher schon übersehen. Danach kommen dann die lauten Signale wie eben Schmerzen, aber auch Krämpfe, Haarausfall, Ohnmacht oder Herzrasen. Die Spirale der Erschöpfung führt dann zu Schlafstörungen, sozialer Isolation, Depression, Apathie, Stimmungsschwankungen, Panikattacken und chronischen psychosomatischen Schmerzen. Die Fehler, den man dabei oft macht, sind, sich über die Schmerzen zu ärgern, Medikamente dagegen einzunehmen und dann weiter im Stress zu bleiben.

Eine Selbsthilfe bei chronischen Schmerzen führt über Selbstreflexion und positiver Wahrnehmung der eigenen Ressourcen. Was kann ich überhaupt verändern? Wo kann ich etwas verändern? Was kann ich dabei nutzen, das mir zur Verfügung steht oder was ich gelernt habe? Was könnte ich noch lernen, um mir selbst zu helfen? Bei dieser Bestandsaufnahme kann man über die erlebte verbesserte Selbstbewertung und Selbstwirksamkeit zumindest die Kumpane des Schmerzes überlisten, nach dem Motto "Schmerz hat man, aber über das Leiden entscheidet man selbst."

Beim Handeln gegen den Schmerz, ob es sich nun zum Beispiel um Bewegung oder Meditation handelt, sind kleine Schritte wichtig, um eine Überlastung zu vermeiden. "Es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist, sondern in welche Richtung er geht."

Ein Interview mit Samira Peseschkian findet man hier: „Chronische Erkrankungen bringen immer ihre Komplizen mit.“ 

Anmerkungen zur Amygdala: 

Die Amygdala ist ein Emotionszentrum des Gehirns, dass auf Furcht, Angst und Stress spezialisiert ist. Sie löst nicht nur psychosomatische Schmerzen aus, sondern auch Panikreaktionen wie Kampf, Flucht und Einfrieren. Sie ist aber auch wichtig für das Thema Urvertrauen und Mutterbindung. Sie wird durch eine gelungene Mutterbindung sozusagen "justiert". Die Amygdala steuert auch, welche Erinnerungen gespeichert werden und welche wann erinnert werden. 

Antidepressiva regulieren die Amygdala chemisch, Meditationen und Übungen zur "Vagusnervstimulation" regulieren die Amygdala ebenfalls. Psychotherapie hingegen stärkt die Rolle des Neokortex. Durch negative Erfahrung wächst die Amygdala. Durch Therapie kann sie wieder schrumpfen.

Angeregt durch den Vortrag befragte ich eine künstliche Intelligenz (You.com) eingehender über die Amygdala. Was ich dabei erfahren habe ist äusserst interessant und kann hier nachgelesen werden:

Fragen und Antworten zur Amygdala

(Rico)

Zusammenfassung der Zoom-Treffen zum Thema "Aussöhnen" (20.02.25) & "Blockierende Glaubenssätze" (17.04.25)

aus unserer Angebotsreihe "Wochenkinder Sachsen". Der Inhalt wird als kurze Übersicht wiedergegeben. Das finde ich als Erinnerungsanker nützlich, damit ihr euch als Teilnehmende eventuell besser an die Gespräche erinnern könnt. Es werden dabei keine persönlichen Details offenbart. Anregungen und Hinweise nehme ich gern über die Email wokidresden@gmail.com entgegen. 

Beim Februarthema "Aussöhnen" im Hinblick auf die Wochenkinder-Problematik sprachen wir hauptsächlich über das gegenwärtige oder grundlegende Verhältnis zu unseren Eltern. Genauer gesagt ging es darum, ob wir unseren Eltern vergeben können und ob von der Elternseite jemals Versuche gemacht wurden, sich zu entschuldigen.

Obwohl es einige wenige Aussöhnungen gegeben hat, tun sich die meisten unserer Eltern schwer, überhaupt über das Thema zu reden. Wenn sie sich doch öffnen, ist dies meist nur von kurzer Dauer. Manche von uns ehemaligen Wochenkindern haben wenig und problematischen Kontakt mit ihren inzwischen altgewordenen Eltern. Eventuell sind diese auch schon verstorben. Einige Wochenkinder trauen sich bis heute nicht, mit ihren Eltern über das Thema zu reden, weil sie fühlen, dass das als Schuldzuweisung gewertet wird. Oder sie fühlen sich in der Gegenwart ihrer Eltern wieder in die Kindheit zurückversetzt, in der die Autorität zugunsten der Eltern verschoben war. Andere wollen ihre Eltern auch aufgrund deren fortgeschrittenen Alters mit dem Thema nicht mehr "belasten". Manchmal stehen auch starke Gefühle wie Angst, Verachtung oder Wut einem "aussöhnendem" Gespräch entgegen.

Die wenigen Wochenkinder, die zumindest Aussprachen mit ihren Eltern geführt haben, raten zu einem "Mutanfall". Obwohl sie betonen, dass selbst eine Entschuldigung von den Eltern nur wenig dabei hilft, Traumafolgestörungen zu bearbeiten, meinen sie, dass die Erkenntnisse trotzdem sehr wertvoll sind, um Lücken im Gedächtnis zu füllen und Missverständnisse zu beheben. Ich habe als Beispiel angeführt, dass ein Gespräch mit den Eltern nicht unbedingt eine Entschuldigung als Ziel haben muss, es kann auch nur um biografisches oder "historisches Interesse" gehen.

Immerhin ist die Kenntnis der eigenen Geschichte unser gutes Recht. Und ein Gespräch muss auch nicht persönlich geführt werden. Die sozialen Medien geben jede Menge Möglichkeiten für schützende Distanz und Gesichtswahrung. Und auch ein geschriebener Brief kann sehr wertvoll sein. Im besten Fall kann es zu einem Moment kommen, in dem man sich mit seinen Eltern das erste mal verbunden fühlt.

Beim Thema "Verzeihen" wurde klar, dass es einmal ein "beiderseitiges" Verzeihen gibt, indem die Eltern ihrer Verantwortung gewahr werden. Aber es gibt auch ein "einseitiges" Verzeihen, dass aus dem eigenen Verständnis für die damalige Situation der Eltern herrührt und aus einem tiefen Wunsch, loszulassen, zu trauern und abzuschliessen, um sich wieder für andere Beziehungen und Themen öffnen zu können.

Beim gemeinsamen Austausch im April über "Blockierende Glaubenssätze" wurde deutlich, dass viele Wochenkinder dysfunktionale Glaubenssätze mit sich tragen, die sehr grundlegend mit ihrer Daseinsberechtigung verknüpft sind und ursprünglich als "Überlebensstrategien" fungierten. "Ich darf keine Bedürfnisse haben", "Ich bin falsch", "Ich gehöre nicht dazu", "Mit mir stimmt etwas nicht", "Ich bin unnütz" sind typische tiefverankerte Überzeugungen. Andere Glaubenssätze verstärken die Absprache eigener Bedürfnisse: "Ich muss immer stark sein", "Ich darf nicht um Hilfe bitten", "Ich darf nicht zur Last fallen" sind Beispiele dafür. Es wurde vermutet, dass die Basis für diese Glaubenssätze in den Wochenkrippen und -heimen gelegt wurde und mit einem frühkindlichen Bindungs- bzw. Entwicklungstrauma verknüpft sein können. Oft wurden sie von Überzeugungen der DDR-Elterngenerationen der 50er bis 80er Jahre auch noch durch deren Aussagen oder Handlungen bestärkt und verankert.

Als Therapien, die diese besonders für das Erwachsenenalter als dysfunktional erwiesenen Glaubenssätze abschwächen können, wurden tiefenpsychologisch fundierte Traumtherapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) und Hypnosetherapie erwähnt. Darüberhinaus wurden zur Selbsthilfe spezielle Online-Kurse und Arbeitsbücher wie Stefanie Stahls "Das Kind in dir muss Heimat finden" sowie auch die regelmäßige "Selbstkonfrontation" mit den eigenen Glaubenssätzen empfohlen. Selbstkonfrontation heißt in dem Fall, sich dem Unterschied zwischen verzerrter Wahrnehmung, sprich: "blockierendem Glaubenssatz" und der Realität bewusst zu stellen. Diese Realität könne man sich zum Beispiel von Partnern, Freunden und Kollegen einholen bzw. spiegeln lassen. Manchmal würden aber auch körperliche Signale, wie Schmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung darauf aufmerksam machen. 

Bei der Selbstkonfrontation sei es besonders wichtig, behutsam vorzugehen und kleine Schritte zu machen. Jeder Hauptglaubenssatz hat schließlich noch eine Gruppe an Nebenglaubenssätzen, die man nicht alle auf einmal auflösen kann.

Letztlich kamen auch noch die "Kompensationsstrategien" zur Sprache, die versuchen, das Defizit aus dem Glaubenssatz zu kompensieren. So wird die "geglaubte" unsichere Daseinsberechtigung oft durch Leistung  und die "abgesprochene" Bedürftigkeit durch übertriebene Selbstständigkeit kompensiert. Dem hinzufügen seien an dieser Stelle auch die "Vermeidungsstrategien" wie Rebellion, Selbstsabotage oder selbstgewählte Isolation.

Verabschiedet haben wir uns mit dem Versuch, die eingangs aufgelisteten blockierenden Glaubenssätze zu "reframen", d.h. sie ins Positive zu verändern oder daraus mit Geduld und Langmut eine neue selbstermächtigende Sichtweise zu entwickeln, z.B.: „Wenn ich meine Bedürfnisse ernst nehme, kann ich besser für mich und andere sorgen oder: „Indem ich meine Bedürfnisse kenne und mitteile, gestalte ich ehrliche Beziehungen“ oder: „Ich bin genug – ich muss nichts leisten, um wertvoll zu sein.“ 

Nun noch erwähnte Empfehlungen aus diesem Zoom als Links:

EMDR: https://de.wikipedia.org/wiki/Eye_Movement_Desensitization_and_Reprocessing

Hypnosetherapie: https://www.palacios.academy

Verhaltenstherapie: https://www.matthiashammer.de/buecher/feind-in-meinem-kopf/

Gestalttherapie: https://www.lebenskarten.de/traumatherapie88/gestalttherapie-2/  

Tiefenpsychologie: https://sciodoo.de/tiefenpsychologie-merkmale/

 (Rico)

Mittwoch, 16. April 2025

Dresdner Wochenkinder: News 1/2025

Neue Website vom Wochenkinder e.V. ist online!

Weitere Infos hier...


So, 27.04.25, ab 10.00 Uhr: "Balance im Leben: Qigong & Wandern"

Herzliche Einladung an die Dresdner & Leipziger WOKIs zu einer kleinen Wanderung (ca. 8-10 km) mit Qigong-Übungen. Für unterwegs sind einfache Qigong-Übungen eingeplant, für die es keine Vorerfahrungen braucht. Empfehlenswert sind Wechselschuhe (leichte Schuhe für die Übungen, feste Schuhe zum Wandern), bequeme Kleidung, ggf. Regenschutz, Verpflegung und ausreichend zum Trinken dabei zu haben. Weitere Infos zur Wanderung, Anmeldung und zum Treffpunkt auf Anfrage: dresden@wochenkinder.de




Do, 15.05.25, 17.00-18.00 Uhr: "WOKIs bloggen & surfen - eine virtuelle Exkursion auf Social Media" 

Cornelia & Rico laden zu einem gemeinsamen virtuellen Rundgang auf unserem Dresdner Wochenkinder-BLOG, der neuen Website und des Instagram-Kanals des Wochenkinder e.V. sowie zum Austausch über die Nutzungsmöglichkeiten via ZOOM ein. Wer Lust und Interesse hat, an dem einstündigen ZOOM-Treffen teilzunehmen und vielleicht auch zukünftig gern bei unserem BLOG (z.B. gelegentliche Beiträge: Fotos, Erfahrungsberichte, Informationen, Künstlerisches ...) mitwirken möchte, bitte anmelden bei dresden@wochenkinder.de




Sa, 17.05.25, 15.00-17.00 Uhr: Selbsthilfetreffen der "Dresdner Wochenkinder" im Rathaus

Alle, die sich zu diesem Treffen bereits angemeldet haben, erhalten demnächst eine Extraeinladung. Für weitere Interessierte, die sich kurzfristig noch anmelden möchten, wird eine Warteliste eingerichtet. Weitere Infos hier...





Fr, 06.06.25, 10.00-13.00 Uhr: Nächstes Treffen "Kreativgruppe WG 6"

weitere Infos hier...


Do, 26.06.25, 16.30-18.00 Uhr: Nächstes ZOOM-Treffen „WOKI Sachsen“ 

weitere Infos hier ...


SAVE THE DATE!  Kreative Beteiligung gesucht!

Für Wann: Sa, 25.11. 25, 6. „Sächsischer Selbsthilfetag EX-IN Sachsen e.V. und Selbsthilfedrei e.V.“. Wo: in Dresden, Deutsches Hygienemuseum (Martha-Fränkl-Saal), circa 09:30 - 18:00 Uhr, Arbeitstitel: "Was bedeutet Recovery? - individuell und gemeinsam Genesung erleben"




SAVE THE DATE!  Sa, 29.11. 23, 10.00-15.00 Uhr: 13. Selbsthilfetag der KISS (Kontakt- u. Info-Stelle für Selbsthilfegruppen)

Das Motto lautet „Selbsthilfe wärmt“, Wo? Rathaus Dr.-Külz-Ring 19, 01067 Dresden, im Plenarsaal, Eingang über die Goldene Pforte. Weitere Infos demnächst.


Und zu guter Letzt!

Artikelreihe zur „Frühkindlichen Fremdbetreuung“ von Fabian Schwitter

Inspiriert von der Dresdner Ausstellung „ferne nähe. Reflexionen ehemaliger Wochenkinder“ ist eine herausragende dreiteilige Artikelreihe auf "FEUILLETON F." im ersten Quartal diesen Jahres entstanden & veröffentlicht worden, die wir hiermit wärmstens zur Lektüre empfehlen:


Kinderbetreuung als Staatsräson. Wochenkrippen in der DDR (Teil 1)

In der DDR wurden Wochenkrippen eingeführt, um es Müttern zu ermöglichen, frühzeitig wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen. Diese Einrichtungen, in denen Säuglinge und Kleinkinder unter der Woche Tag und Nacht betreut wurden, führten jedoch oft zu emotionaler Vernachlässigung und langfristigen psychischen Belastungen bei den Kindern. Die staatlich organisierte Kinderbetreuung wurde als Mittel zur Förderung der weiblichen Erwerbstätigkeit und zur Umsetzung sozialistischer Ideale betrachtet. mehr lesen ...


Kinderbetreuung als Kampfplatz. Mütterliche Mittagstische in der BRD und der Schweiz (Teil 2)

Im Gegensatz dazu war die Kinderbetreuung in der BRD und der Schweiz stärker von traditionellen Familienstrukturen geprägt. Mütterliche Fürsorge und häusliche Betreuung galten als ideal, während institutionelle Betreuungseinrichtungen seltener genutzt wurden. Alleinerziehende und berufstätige Mütter standen oft vor Herausforderungen, da es an ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten mangelte. mehr lesen ...


Kinderbetreuung als gesellschaftliche Aufgabe: Ob Männer zur Gesellschaft gehören? (Teil 3)

Die Debatte über Kinderbetreuung war nicht nur eine Frage der Organisation, sondern auch ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess über Rollenbilder und Geschlechterverhältnisse. Die Frage, ob Männer sich aktiv an der Kinderbetreuung beteiligen sollten, wurde kontrovers diskutiert und spiegelte tief verwurzelte Vorstellungen von Geschlechterrollen in Ost und West, mehr lesen ...




Donnerstag, 3. April 2025

Neue Website: wochenkinder.de

Die Website www.wochenkinder.de wurde komplett überarbeitet. Sie bietet ab sofort mehr Informationen und Funktionen. So gibt es Fragen und Antworten zu DDR-Wochenkrippen und Wochenheimen, sind alle neuen bundesweiten Termine zum Thema aufgelistet, kann man Kontakte und Ansprechpartner aller Selbsthilfegruppen leicht finden. Auch der neugegründete Verein Wochenkinder e.V. stellt sich vor. Es gibt eine interaktive Karte zu den Standorten der ehemaligen Wochenkrippen und ein umfangreiches Archiv von Zeitungsartikeln, Filmen, Büchern, Blogs und Podcasts steht öffentlich zur Verfügung. Zudem kommen Wissenschaftler und Therapeuten zu Wort und sind aktuelle Forschungsergebnisse aufgeführt. 

Schaut gern vorbei - über ein Feedback würde sich das Redaktionsteam sehr freuen.


© www.wochenkinder.de

Meditationen, Einschlafhilfen, etc.

Geborgenheitsmeditation von Katharina Kautsch  Geführte Meditationen von Kirsten Tofahrn  Geführte Meditationen von Karin Wolf  Geführte Med...