Freitag, 11. Juli 2025

Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gesundes Abgrenzen"

Rückblick auf das ZOOM-Treffen der Wochenkinder Sachsen am 17.10. Thema: Gesundes Abgrenzen 

Mit einem ungewöhnlichen Blitzlicht begann unser digitales Zusammenkommen: „Wenn du heute ein Getränk wärst – welches wärst du?“ Diese bildhafte Einstiegsfrage öffnete einen ersten Raum für Selbstwahrnehmung. Die Antworten reichten von gehaltvoll bis leer, von still über medium bis prickelnd – und spiegelten damit bereits die Vielfalt unserer inneren Zustände und Bedürfnisse wider.

Im Zentrum unseres Gesprächs stand die Frage, was „gesundes Abgrenzen“ im heutigen Leben bedeutet – vor dem Hintergrund unserer biografischen Prägungen als ehemalige Wochenkinder.

Wie setzen Kinder Grenzen und wie Erwachsene?

Kinder äußern ihre Grenzen oft durch Emotionen, Widerspruch oder Rückzug – wenn sie dürfen. Werden sie hingegen überfordert oder nicht wahrgenommen, passen sie sich an. Das führt nicht selten zu Erstarrung, Maskierung und einer tiefen Entfremdung vom eigenen Empfinden. Als Erwachsene setzen viele von uns heute oft Grenzen über Distanz. Im idealen Falle erlernen wir Ich-Botschaften zu formulieen oder bewusste Selbstsorge – doch nicht selten begleiten uns auch hier Unsicherheit oder innerem Konflikte.

Was heißt also gesundes Abgrenzen? Nicht nur „Nein“ sagen – sondern auch Möglichkeiten aufzeigen. Den eigenen Tanz- oder Spielraum erkennen und vertreten. Grenzen nicht als starre Mauern begreifen, sondern als bewegliche, lebendige Kontaktlinien. Rote Linien, energetische Rückzüge, klare „Stopp“-Signale – das Vokabular ist vielfältig, und das Bewusstsein darüber kann wachsen.

Ein zentrales Bild, das im Gespräch auftauchte, war das des „Kontrollvakuums“: Viele von uns wuchsen in einem Umfeld auf, in dem Bezugspersonen keine klaren Haltungen oder Regeln vermittelten. Persönliche Räume wurden weder benannt noch geschützt. Aus diesem Vakuum heraus entwickelten sich oft Rollenkonfusion und Überverantwortung – wir funktionierten, statt zu fühlen.

Heute begleitet die meisten von uns die Frage: Wie kann ich Grenzen setzen, ohne andere zu verletzen – und ohne mich selbst zu verlieren? Auch Themen wie Identität und Rollenklärung rückten in den Fokus: Wer bin ich, wenn ich nicht funktioniere? Wie gelingt es, mir selbst Raum zu geben – ohne schlechtes Gewissen? Abgrenzung zu zeigen nicht als Abwehr, sondern als Einladung: zur Selbstwahrnehmung, zur Präsenz, zur eigenen Erlaubnis zu sein.

Erwähnte Strategien aufgrund eigener Erfahrungen oder Erlebnissen waren u. a.: 

  • Externalisierung – also das Sichtbarmachen und „Auslagern“ übernommener Muster. https://de.wikipedia.org/wiki/Externalisierung_(Psychologie)
  • Grenziehung als sachlicher, neutraler Vorgang – keine Drama-Inszenierung, sondern eine Form der Selbstklärung.
  • Respekt – sowohl für die eigenen Grenzen als auch für die der anderen.
  • Der Unterschied zwischen Grenzen setzen und Grenzen zeigen, insbesondere im Kontext von eigener Elternschaft.


Unser Austausch endete mit persönlichen Einsichten wie z.B. diesen  „Ich fühle mich bereichert – aber auch wie ein leeres Glas.“ „Ich frage mich, ob es mir besser gehen würde, wenn ich das Gespräch über gesunde Grenzen mit meiner Mutter geführt hätte – von Mutter zu Mutter.“ „Ich vermisse Herzlichkeit. Bin ich selbst eigentlich herzlich?“ „Man konnte uns nicht lesen – wir trugen Masken.“ Offen blieben Fragen, die uns möglicherweise noch länger begleiten werden: Wie gelingt Abgrenzung ohne Trennung? Wie umgehen mit dem Schmerz aus nicht gesetzten oder nicht respektierten Grenzen? Was kann ich meinem inneren Kind heute an Möglichkeiten zeigen, statt nur an Regeln? Wo endet mein Raum – und beginnt der der anderen?

Unser gemeinsames Fazit: 

Gesundes Abgrenzen heißt für uns nicht nur Schutz, sondern Spielraum. …sich spüren statt sich verteidigen. …Verantwortung teilen, statt sie allein zu tragen.…der eigenen Herzlichkeit Raum geben. Und vor allem: „Gesundes Abgrenzen“ als elementares Bedürfnis in Beziehungen zu benennen – im Privaten wie im Gesellschaftlichen. Ein Thema, dem wir uns auch in unserer nächsten ZOOM-Runde weiter annähern werden.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Wir sagen Danke! (von Cornelia)

... für zwei Jahre engagierte Selbsthilfearbeit

Mit einem berührenden Rückblick verabschiedete sich Ende 2024 die Initiatorin unserer Dresdner Selbsthilfegruppe aus der aktiven Arbeit. Zwei Jahre lang hat Jana mit Herz, Tatkraft und Weitblick daran mitgewirkt, der Gruppe ein stabiles Fundament zu geben. Dafür möchten wir ihr herzlich danken.

„Wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, ist es gelungen, die Selbsthilfegruppe auf feste Füße zu stellen. Darüber bin ich froh und dankbar“ heißt es in ihrem persönlichen Abschiedsbrief. Was 2023 mit einem kleinen Treffen in einer Laubegaster Wohnung begann, ist inzwischen zu einem festen Anker für viele von uns geworden.

Die Treffen bieten heute Raum für Austausch, für offene Worte, für das Aushalten von Gefühlen, ohne Beschönigung. Und sie schaffen Verbindung. Jana hat mit viel Umsicht nicht nur moderiert und organisiert, sondern auch stets betont, dass Selbsthilfe „auf vielen Schultern ruhen“ sollte.

Die Ausstellung „ferne nähe“  und das begleitende Veranstaltungsprogramm im vergangenen Jahr spiegelten diese Haltung besonders eindrucksvoll: Viele haben mitgetragen, geholfen, geplant, Initiative gezeigt – und gemeinsam einen lebendigen Resonanzraum geschaffen.

Dass daraus echtes Miteinander entstehen kann, war Janas Herzensanliegen. Auch die oft unsichtbare Arbeit im Hintergrund (Mails, Anträge, Vorbereitung der Moderationen der Selbsthilfetreffen, Raumorganisation, Stammtische, Texte usw.) wurde durch das Initiatorenteam um Jana verlässlich getragen. Mich persönlich bewegt ihr Schritt, den Staffelstab weiterzugeben. Vielleicht ist das auch ein Teil gelebten Engagements: die Erinnerung daran, die Fürsorge für sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren.

Abschließend schreibt sie:

„Ich wünsche der Dresdner Selbsthilfegruppe, dass sie auch zukünftig ein sicherer ‚Hafen‘ ist und bleibt – und dass neue spannende Projekte entstehen. Allen, die aktiv dazu beitragen, wünsche ich viel Freude dabei.“

Dem schließen wir uns gerne an. Alles Gute, liebe Jana, danke für Dein Dabeisein, Deine Klarheit, Deinen Mut, Dinge anzustoßen – und für Dein Vertrauen in die Kraft der Selbsthilfegemeinschaft. 

Dienstag, 8. Juli 2025

Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gefühle" (von Rico)

Das Zoom-Treffen zum Thema Gefühle fand am 27.6.2024 statt. Diese Zusammenfassung resultiert aus Notizen.

Nach diesem Austausch zeigt sich, dass Menschen mit früher Trennungserfahrung, in unserem Fall, den „Wochenkindern“,  häufig in sozialen Kontexten eine erhöhte innere Alarmbereitschaft mit sich tragen. Diese prägt ihre Wahrnehmung, ihr emotionales Erleben und ihr Verhalten in Beziehungen auf vielschichtige Weise.

Sensibilität und Reaktionen auf die Umwelt

Mehrere Teilnehmende beschrieben eine ständige Wachsamkeit, die sich sowohl körperlich als auch emotional äußert. Sie berichteten, schreckhafter und schneller erschöpft zu sein, was sich im Alltag in Form von Rückzug, Überforderung oder auch Gereiztheit zeigen kann. Diese hohe Sensibilität kann aber auch Vorteile mit sich bringen, etwa in der schnellen Erfassung von Situationen und der schnellen Reaktion darauf oder der feinen Wahrnehmung anderer Menschen. 

Das Zulassen von Nähe wird ambivalent erlebt: Umarmungen oder intensive Gespräche können sowohl ersehnt als auch gefürchtet werden. Das eigene Nähe-Distanz-Empfinden ist dabei sehr tagesformabhängig und von der konkreten Person abhängig. Verletzungen persönlicher Grenzen können zu heftigen Reaktionen führen. Dennoch kam es auch zu Berichten von Begegnungen, die überraschend leicht und tragfähig waren. 

Soziale Interaktionen: Ein Drahtseilakt

Soziale Anlässe wurden als oft sehr ermüdend beschrieben. Dies liegt daran, dass man ständig "auf der Hut" sein muss:  kontrollieren, wer zu nahekommt, und überlegen, was man sagen "darf" und was nicht. Hierbei erlebt man einen gleichzeitigen Wunsch nach Verbundenheit und nach Rückzug.

Die Gefahr der Überreizung ist hoch, die „soziale Batterie“ schnell leer. Es wurde geschildert, dass das eigene soziale Ich oft wie eine Maske erscheint: funktional, aber nicht echt. Die Aufrechterhaltung dieser Maske erzeugt Erschöpfung und Verspannung. Sie kann zu plötzlichem Verstummen oder Rückzug führen. Gerade in Gruppenbegegnungen zeigten sich Unterschiede: Kleine, vertraute Runden wurden als angenehmer empfunden, große Gruppen eher gemieden außer, wenn sie Anonymität und die Möglichkeit zum unauffälligen Gehen boten.

Gruppendynamik und Vertrauen

Es wurde deutlich, wie schwer es fällt, nicht zu sehr auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und sich dabei selbst zu vergessen (sogenanntes "People Pleasing"). Nur auf andere zu reagieren, anstatt selbst zu agieren, ist sehr anstrengend. Auch beiläufige Kommentare sollten nicht persönlich genommen werden; sie sind Angebote, keine Bewertungen. Manchmal entsteht Neid, wenn andere Menschen leichter Beziehungen eingehen können, was zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins führen kann. Kurze Kontaktaufnahmen können einfach sein, doch das Vertiefen einer Beziehung ist schon schwieriger, da es häufig an Vertrauen und der Fähigkeit zur Abstimmung mangelt.

Kommunikation und Beziehungsstatus

Ein wiederkehrendes Thema war die Schwierigkeit, eigene Gefühle in Beziehungen zu artikulieren und damit sichtbar zu werden, einen eigenen Raum einzunehmen. Die Angst vor Zurückweisung oder Unverständnis führt dazu, dass Gespräche mit Familie oder Freunden häufig gemieden werden. Stattdessen entstehen Rückzugsstrategien, oft getarnt als logische Ausreden. 

Unsicherheit über den Beziehungsstatus, sowohl in familiären als auch in freundschaftlichen Kontexten, führt häufig zu Überanpassung oder unbewusster Distanzierung. Das „Lesen“ des Gegenübers (Mimik, Stimmung) wurde als anstrengend, aber notwendig beschrieben, um emotionale Sicherheit herzustellen. Gleichzeitig wurde die hohe Fehlerquote bei dieser „Personenlektüre“ als Quelle für Missverständnisse und Rückzugsreaktionen erkannt. Einige berichteten auch davon, dass sie bei ersten Kontakten offen seien, später aber in Rückzug und Misstrauen verfallen, ein Phänomen, das andere Menschen oft irritiert. 

Grenzen setzen und Nähe zulassen

Es wurde deutlich, wie schwer es fällt, rechtzeitig eigene Grenzen zu setzen, etwa wenn man Ruhe und Raum zum Nachdenken braucht, da die Beziehung nicht gefährdet werden soll. Sätze wie "Moment mal, ich muss darüber in Ruhe nachdenken" fallen schwer. Beim Setzen von Grenzen reagiert man häufig zu spät und dann manchmal emotional, was von anderen als unhöflich empfunden werden kann. Auch Schweigen als Antwort (aufgrund der benötigten Verarbeitungszeit) wirkt oft so.

Das stufenlose Einstellen von Nähe und Distanz fällt ebenso schwer wie das Kennenlernen neuer Freunde, da eine große Angst vor dem Verlassenwerden besteht. Manchmal gelingt der Einstieg in eine Beziehung schnell, doch der Aufbau langfristigen Vertrauens ist schwierig und immer wieder von Misstrauen (bis hin zur Paranoia) geprägt. Es besteht ein starkes Verlangen nach Gesellschaft, gleichzeitig aber auch eine große Furcht davor.

Familiäre Beziehungen

Die Beziehung zu den Eltern ist generell schwierig, besonders zu den Vätern, die eventuell schon lange nicht mehr präsent sind, aber auch zu den Müttern. Obwohl Mütter oft selbst den Wunsch nach einer besseren Beziehung haben, können Wochenkinder ihre Mutter manchmal nicht wirklich als solche wahrnehmen, was Mütter wiederum traurig stimmt. Besuche bei den Eltern sind selten, und man fühlt sich fremd.

Ausblick und nächste Schritte

Für die kommenden Treffen wurden mehrere Themenvorschläge gesammelt:

  • Gemeinsame Lektüre und Diskussion der Seite: digitale-selbsthilfe.de/umsetzen/digitale-treffen

  • Fragen zur eigenen Position in der Ursprungsfamilie

  • Was sind „positive Gefühle“ – und wie lassen sie sich erleben? (Leichtigkeit, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Freude)

  • Umgang mit Kontaktabbruch – wie deute ich ihn, was löst er aus?

  • Ist meine Familie dysfunktional – und was heißt das überhaupt?

  • Was bedeutet „Personenlesen“ – und wie hoch ist die Fehlerquote? 

Gemeinsam wurde am Ende des Austauschs entschieden, als nächstes sich dem "Körperlichen Fühlen“ zu widmen. Als Lesetipp wurde empfohlen: Pete Walker: Tao der Gefühle – ein Ansatz, der versucht, emotionale Selbstfürsorge mit akzeptierender Selbsterforschung zu verbinden.

 

Freitag, 4. Juli 2025

Kreativgruppe "WG 6", 04.07.2025

Nachdem Mona im Vorfeld folgende Umfrage gestartet hatte: "Was machen wir am 04.07.? MALENZEICHNEN, COLLAGE, BASTELNSCHREIBEN, oder andere Vorschläge?" ... haben wir uns heute spontan fürs "Scribbeln" (= Kritzeln) entschieden.

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©shgWokiDresden

Außerdem konnten wir einen ersten Einblick in die Umsetzung der Wanderausstellung der DISEKO nehmen, an der sich unsere Kreativgruppe mit einem eigenen Beitrag beteiligt, und waren hellauf begeistert 😃😃😃😃 ...!!!

Hier ein kleiner Vorgeschmack. Weitere Informationen folgen demnächst. Lasst Euch überraschen. 

©DiSEKO

Sommerschreib-Blogwerkstatt 2025 / 1. Zusendung

Wir haben die erste wunderschöne Einsendung für unsere Sommerschreib-Blogwerkstatt "Reflexionen ehemaliger Wochenkinder" bekommen und möchten Euch diese nicht vorenthalten! Vielen Dank an Ch. 🙏




Zusammenfassung des Zoom-Treffens zum Thema "Gesundes Abgrenzen"

Rückblick auf das ZOOM-Treffen der Wochenkinder Sachsen am 17.10. Thema: Gesundes Abgrenzen  Mit einem ungewöhnlichen Blitzlicht begann unse...