Einblicke – Textile Arbeitswelten aus sozialer Sicht
Wochenkinder: Ein verdrängtes Kapitel der DDR-Geschichte
Unserer Erfahrung nach braucht Erinnerungskultur zur DDR-Geschichte, wie hier in Plauen, vor allem Räume des Gesprächs, um ihrem gesellschaftlichen Auftrag zur Differenzierung gerecht zu werden. Sie will nicht verurteilen, sondern verstehen, was war und was bis heute wirkt. Dazu gehört es, die Zurückdrängung familiennaher Strukturen aufgrund volkswirtschaftlicher Zwänge neu zu betrachten: Namentlich aus der Sicht von einer Vielzahl von Säuglingen und Kleinstkindern, die durch die Fremdbetreuung in DDR-Wochenkrippen nachweislich geprägt und beschädigt worden sind.
Aus diesem Grund war auch Vorstand des Wochenkinder e.V. bei der Ausstellungseröffnung am 10. Oktober mit vor Ort vertreten und teilte erste Eindrücke mit uns:
Wochenkinder als Schlüssel zur Aufarbeitung
Besonders die Lebensrealität der Kinder in DDR-Wochenkrippen erweist sich auch in diesem Ausstellungskontext als ein sehr sensibler Aspekt der historischen Aufarbeitung, der bis vor kurzem ein öffentliches Tabu darstellte. Inzwischen gehört er jedoch zum Bestandteil der Jahresberichte der Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Seine vor allem biografische Erforschung eröffnet Zugänge zu sozialen und psychischen Folgen, die in vielen Familien bis heute spürbar sind.
Es freut uns sehr, wenn öffentliche Finanzmittel für Erinnerungskultur eingesetzt werden und eine „museale“ Darstellung wie in Plauen ermöglichen. Darüber hinaus bedarf es für die Betroffenen (sogenannte ehemalige "Wochenkinder") zur therapeutischen Unterstützung und Anerkennung ihres Leids breiten gesellschaftlichen Raum für Austausch, Reflexion und Dialog.
Gemeinsame Verantwortung: Gesprächsformate entwickeln
Wir als Selbsthilfegruppen setzen uns gemeinsam mit dem Wochenkinder e.V. dafür ein, dass unsere Erfahrungen gehört und öffentlich bekannt werden. Unser Engagement richtet sich vor allen an familien-, bildungs- und gesundheitspolitische Institutionen, mit der Bitte, gemeinsam Ausstellungsformate in Ost und West zu entwickeln, die durch aufklärende Gespräche, Workshops oder Podien begleitet werden.
Eine angemessene Form von Wiedergutmachung sehen wir darin, dass die Erfahrungen ehemaliger Wochenkinder nicht länger im Schatten stehen, sondern in Forschung, Therapie, Gesellschaft und Politik die Würdigung finden, die ihnen zusteht.
Weitere Informationen unter www.wochenkinder.de sowie sehr eindrückliche Erfahrungsberichte und Reflexionen in diesem Blog.